Boden - Boden

Review

Schwarz peitscht der Wind mittels flächiger Gitarren-Wogen und bösen Gefauches am Mikrofon durch die Songs der Stuttgarter BODEN. Trotzdem geht ihr selbstbetitelter Einstand eher als emotionaler Kampf mit den eigenen Dämonen denn als dämonische Black-Metal-Attacke durch.

Denn zum einen machen BODEN schon hinsichtlich der Credibility dermaßen viele Fehler, dass man ihnen die Trveness-Tür beim besten Willen keinen Spaltbreit offen lassen kann. Das beginnt bei der Politik auf der Homepage und endet beim Fazit unter den Lyrics: „This Record got written with love so treat it well.“ Mit Liebe. Ernsthaft? Wahrscheinlich hat von denen auch noch einer studiert oder so.

Und zum anderen ist „Boden“ auch sonst klar in einer post-rockigen Szenerie angesiedelt. Im Schatten der schroffen, umtosten Riff-Berge mit ihren gleißend-schrillen Lead-Flüssen liegen ruhige Täler, auch weite, schwarze Drone-Seen sind auszumachen. Die vier Songs wirken in ihrer akustischen Dunkelheit eher aufwühlend als aggressiv; eine bollernde Double Bass zum Beispiel hat bei BODEN keinen Platz. In Ihre Lyrics flechten die StuttgarterInnen hierzu passend hingebungs- wie niveauvoll abseits rüschigen Gothic-Pathos‘ Baudelaire und Kafka ein. So verliert die Band bei aller Größe des Verhandelten zwischen Liebe und Tod nicht die Bodenhaftung. Plakativer metaphysischer Bombast fehlt.

Kurzum: BODEN reihen sich ein in die Riege derjenigen Bands, die mit Versatzstücken des Black Metal spielen, die sich auch dessen Hingabe zu eigen machen, ohne allerdings den ganzen bis zum Anschlag provokativ resp. spirituell aufgeladenen Überbau mitzutragen. Das kann man verachten müssen (s. o.), das kann man aber im Fahrwasser von meinetwegen OATHBREAKER und vor allem DEAFHEAVEN, von der Atmosphäre und Message her gleichzeitig nahe an vielem auf Alerta Antfascista, auch mal genießen – wobei zum ganz großen Wurf vielleicht gerade das wirklich Eigene noch etwas fehlt.

Gleichwohl: Der Samen ist gelegt. Aus diesem fruchtbaren, pechschwarzen wie pulsierenden BODEN könnte dereinst noch etwas richtig Packendes wachsen. Und so sei es zu diesem frühen Zeitpunkt festgehalten: Eine Plattensammlung mit den genannten Referenzbands, in der mindestens perspektivisch nicht auch ein Platz für BODEN freigehalten wird, ist am Ende des dunklen Tages nichts als eine bodenlose Frechheit.

„Boden“ erscheint als einseitig gepresstes Vinyl inklusive Siebdruck auf der Rückseite und Lyrik-Beileger und stellt eine Gemeinschaftsveröffentlichung von meta matter records, Revolvermann Records und Holy Goat Records dar. Na bitte.

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04.02.2016

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