Ziemlich pornös, das Artwork zu „Anything That Moves“ von BOBAFLEX. Ein leicht bekleidetes Fräulein, obenrum gut ausgestattet, hantiert mit schwerem Geschütz. im Hintergrund postapokalyptische Zustände, über die die Frau mit Augenklappe aber locker Herr zu sein scheint. Die seit 1996 agierende Nu-Metal-Band aus den USA lässt optisch nichts anbrennen, allerdings spiegelt sich das Selbstbewusstsein nicht in den Kompositionen wieder.
„Start A War“ wird dem Motto gerecht, brettert stramm nach vorne, BOBAFLEX präsentieren sich motiviert und frisch. Der rasante Einstieg erweist sich aber als Sprint, relativ schnell schleichen sich alt(bewährt)e Stilmittel ein, verdrängen die modernen Ansätze nach und nach. „Mama (Don’t Take My Drugs Away)“ hat mit dem Opener der Platte und dem rotzig einsteigenden „Pray To The Devil“ stilistisch überhaupt nichts mehr zu tun. Vielmehr gibt es hier eine plumpe Anbiederung an den Überhit „I Love Rock ’n‘ Roll“ von ARROWS. Während „Dry Your Eyes“ noch auf Basis-Level Stadion-Rock („Und jetzt alle!“) agiert, arbeiten sich BOBAFLEX danach immer weiter nach unten. Eine mittelmäßige, aufgebauschte Ballade („Turn Me On“) löst einen bisslosen Midtempo-Song nach dem anderen ab, zwar ausschließlich gut gespielte Musik, die aber überhaupt nicht ins Herz rutscht. Die spielerischen Qualitäten von BOBAFLEX stehen außer Frage, bei der Historie ist das allerdings auch eine Voraussetzung! Allerdings täuscht dies nicht über den Bierzelt-Charme hinweg, den ein tumber Song wie „Show Me“ versprüht – und spätestens hier haben BOBAFLEX auch nicht mehr mit Nu Metal, Alternative Metal oder Modern Metal zu tun und erinnern eher an SMOKIE in ihren fetzigen Momenten.
Richtig unangenehm wird der Höhenflug bei „I’m Glad You’re Dead“, BOBAFLEX verfügen nicht über die nötige Street Credibility, um sich jetzt derart angriffslustig zu zeigen. Noch dazu passt diese Attitüde – Ich bin froh, dass du endlich tot bist?! – nicht zum bis dahin entstandenen seichten Gesamtbild von „Anything That Moves“. Leider eine sehr durchwachsene Platte, die sich nicht entscheiden kann, wohin sie gehen möchte und alles versucht, aber nicht überzeugend bringt. BOBAFLEX haben es leider nicht annähernd so drauf wie die Tante auf dem Cover zu „Anything That Moves“. Die Punktzahl resultiert daraus, dass man für jede Kategorie, ganz gleich ob Genre (Nu Metal, Modern Metal, Hard Rock) oder Stimmung (brachialer Brecher, ergreifende Ballade, Song mit hohem Partyfaktor), ad hoc aus dem Stegreif mindestens fünf Bands nennen kann, die glaubwürdiger und mitreißender klingen.
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