In für manche beängstigender Regelmäßigkeit beglückt Chris Pohl die dunkel-poppige Gemeinde mit seinem Projekt BLUTENGEL, so auch anno 2011 mit „Tränenherz“, das erneut in diversen Versionen erscheint und somit für die Sammler hübscher Limited-Boxsets wieder einiges zu bieten hat. Mir liegt leider „nur“ die schnurznormale Version vor: 15 Tracks, 15 Tracks BLUTENGEL pur – die Anhänger wird es freuen. Mit Jose Alvarez-Brill (WOLFSHEIM, DE/VISION) ist diesmal sogar ein namhafter Produzent an der Produktion beteiligt gewesen, ob man dies nun heraushört oder nicht, sei an dieser Stelle dem geschulten BLUTENGEL-Ohr überlassen.
Ich weiß, dass viele Leute mit BLUTENGEL so rein garnichts anfangen können und dies auch nicht wollen, was immer Chris Pohl und seine Damen auch abliefern würden. Es wurden schon tausende Diskussionen über Plastik-Gothic, klischeehafte Texte und was weiß ich geführt – alles ausgelutscht und schon x-mal gehört bzw. gelesen. Deshalb: Jedem das Seine und wer so empfindet, wird auch mit „Tränenherz“ keine Freundschaft schließen. Und ja, auch „Tränenherz“ plätschert in üblicher BLUTENGEL-Manier vor sich hin: Schwülstige Melodien, Lyrics, die vor Pathosschleim nur so tropfen und Gothic-Pop, wie ihn wohl kein anderer wie Chris Pohl in dieser Form kreieren kann, bestimmen die 15 Songs auf „Tränenherz“. Und ja, Songs wie „Über den Horizont“, „The Lost Children“, „Ordinary Darkness“ oder das melodisch-poppige „Reich mir deine Hand“ gehen einfach leicht ins Ohr und sorgen mit ihrem unbeschwert-naiven Elektro-Gothic-Pop einfach für ein paar entspannt-belanglose Momente – diesmal ohne größeren Bombast, wie immer mit viel Pseudo-Weltschmerz, ohne Tiefgang, aber trotzdem in ihrer so ganz speziellen BLUTENGEL-Manier für zwischendurch immer wieder irgendwie doch „ganz nett“. Auch im weiteren Verlauf („Down On My Knees“, „Das andere Ich“) folgen noch einige solcher Songs, die mit Sicherheit nie in die Musikgeschichte eingehen werden, aber in gewissen Momenten einfach funktionieren und auf ihre spezielle Art & Weise unterhalten.
So werden Kritiker von BLUTENGEL wieder alles finden, was sie auch auf den bisherigen Alben zu kritisieren hatten, umgekehrt werden Anhänger von BLUTENGEL wieder mit Altbewährtem versorgt, das diesmal allerdings insgesamt etwas weniger „bombastisch“ daherkommt, ohne dabei jedoch auch nur einen Hauch von seinem eingängig-kitschigen Sound zu verlieren.
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