Blutengel - Labyrinth
Review
Was wäre die Musikszene doch ohne diese gewissen Bands, die immer wieder die Gemüter erhitzen und sogar Partnerschaften vor unüberwindbare Belastungsproben stellen. In jedem Genre gibt es sie – von den einen vergöttert, für die anderen der Kaffeesatz musikalischer Tristesse. Immer mit vorne dabei sind dabei BLUTENGEL, die mit ihrem elektronisch-poppigen Gothic wie kaum eine andere Band dieses Genres die Leute polarisiert. Und was ist nicht schon alles über Chris Pohl & Co. geschrieben und gestritten worden. Endlose Diskussion um Kult und kitschig-klischeehaften Kommerz-Gothic sind inzwischen mehr langweilig als ergiebig. Und wie so oft scheitern die Diskussionen auch hier wieder häufig an der Intelligenz vieler Beteiligten, doch einfach nach dem Motto „jedem das seine“ zu argumentieren, statt missionarische Ziele zu verfolgen.
Auf jeden Fall sind BLUTENGEL wieder da, legen mit „Labyrinth“ ihr neuestes Werk vor. Um sich geschart hat Chris Pohl erneut Constance Rudert und neuerdings auch Ulrike Goldmann, die sich für die weiblichen Gesangsparts verantwortlich zeigen. Mit „Labyrinth“ gehen BLUTENGEL noch einen Schritt weiter in Richtung Massentauglichkeit, als wirklich „gothic“ kann man die insgesamt 15 Tracks eigentlich nur in den seltensten Fällen bezeichnen. Sehr melodisch, sehr eingängig, mit straighten & eher soften Elektrosounds plätschern die Songs in poppiger Manier munter vor sich hin. Wie immer, ist auch „Labyrinth“ astrein produziert und zeigt sich offen für zahlreiche elektronische Soundspielereien – was alles zu bereits erwähnter Massenkompatibilität beiträgt. Viele Tracks erweisen sich als äußerst tanzbar („A New Dawn“, „Gloomy Shadows“), andere als eher entspannt-melancholisch („Shame“, „Behind Your Mask“).
Auch „Labyrinth“ bietet für alle BLUTENGEL-Fans wieder BLUTENGEL in Reinkultur, die „neuen“ Vocals von Ulrike Goldmann haben dem Gesamtsound mit Sicherheit gut getan und die Anhänger werden erneut mit dem versorgt, was sie sich wünschen. Alle BLUTENGEL-Hasser werden es auch bleiben, aber der ein oder andere wird – vielleicht beschämt – zugeben müssen, dass viele Songs mit ihrer schamlosen Eingängigkeit durchaus Freude und kurzweilige Unterhaltung bereiten können.