Ein wenig verwunderte es schon, dass BLUTENGEL beim diesjährigen Summer Breeze-Festival von der Pain Stage (die zweitgrößte Bühne des Festivals) grüßten und sich, entgegen einiger Befürchtungen seitens der Band, überraschend großem Zuspruch erfreuen durften. Ob dies an der musikalischen Qualität von Chris Pohl & Co. oder doch den zahlreich vertretenen, leicht bekleideten Tänzerinnen auf der Bühne lag, sei hier mal dahin gestellt. Doch zeigt dies, dass das ursprünglich in den elektronischen Gefilden des Gothics gestartete Projekt seine Kreise mittlerweile auch in die metallischen Hörerschaft gezogen hat bzw. zieht.
Geschicktes Marketing war schon immer eine Paradedisziplin der aus Berlin stammenden Band. Nachdem vor Kurzem bereits ein eigenes Parfum auf den Markt gebracht wurde, geben BLUTENGEL, pünktlich zur zweiten Hälfte ihrer Tour zum aktuellen Album „Omen“, ein neues Lebenszeichen in Form eines Mini-Albums von sich. Mini-Album (im Prinzip eine etwas längere EP) daher, da sich auf „In Alle Ewigkeit“ sowohl drei neue Stücke, als auch zwei Kollaborationen mit dem Dark-Dance-Projekt GRENZGAENGER, ein Remix vom Titeltrack, zwei Demos und ein Rework zu „Weg Zu Mir“ vom Debüt bereithält.
Musikalisch wird in dieselbe Kerbe geschlagen, die seit geraumer Zeit (im Prinzip schon seit Gründung des Projektes im Jahr 1998, dort jedoch nicht ganz so schwülstig) taktangebend ist: Düster-Pop oder wahlweise auch Dark-Schlager der kitschigsten Sorte. Allerdings drehen BLUTENGEL den Eingängigkeitsregler auf „In Alle Ewigkeit“ nochmals ein Stück höher. Doch bereits ein altes Mechaniker-Sprichwort besagt: „Nach fest kommt ab“. Und BLUTENGEL haben eben jenen schmalzigen Eingängigkeitsregler aus meiner Sicht schon längst überdreht bzw. gemäß des Sprichworts lose in der Hand. Wo der Titeltrack aufgrund seines treibenden Beats noch für so manch dunklen Club hierzulande geeignet scheint, kommt bei den darauf folgenden „Kinder Der Sterne“ (feat. MEINHARD) und „Between The Lines“ paradoxerweise Ballermann-Flair auf. Ohne den seit jeher sehr plakativ gehaltenen, aber immerhin noch leicht düsteren Gesang, könnten die Nummern auch gut und gerne auf so manch feuchtfröhlichem Schützenfest laufen. Dementsprechend kommt man nicht umhin, dem Material ein gewisses Hitpotenzial (im Sinne von stumpfen Ballermann-Hits) zu attestieren, wobei die Nummern so billig gestrickt sind, wie Omas erste Socken. Angefangen bei den klischeehaften Texten, welche in einfachste Reime verpackt werden, die plumper nicht sein könnten und sich aneinanderreihen, als wenn es keinen Morgen gäbe. Für Kenner des vorherigen Albums „Monument“ bzw. des Debüts interessant hingegen dürften die Demos von „You Walk Away“ und „Lebensrichter“ sowie die Überarbeitung von „Weg Zu Mir“ sein, da hier doch einige markante Unterschiede zu erkennen sind, die Demos überraschenderweise allerdings schon recht weit fortgeschritten wirken. Insbesondere „Weg Zu Mir“ zeigt die Entwicklung der Band um Szeneguru Chris Pohl auf (ob nun positiv oder negativ darf jeder selbst entscheiden).
Eine Überraschung hält „In Alle Ewigkeit“ dann aber dann doch noch bereit: Sowohl der Titeltrack (vor allem in der alternativen Version), als auch das, ebenso wie der zweite Track mit GRENZGAENGER, sehr trancige und cluborientierte „Nightlife“ beinhalten mal mehr, mal weniger zu vernehmende Gitarrenspuren, die den Gesamteindruck jedoch kaum beeinflussen. Für Fans der aktuellen Ausrichtungen BLUTENGELs sicherlich unerlässlich, da insgesamt kein schlechtes Paket geschnürt wurde, für den Großteil der hier vertretenen Leserschaft aber vermutlich nur eins: Schwarzes Plastik, wobei selbst der Begriff schwarz bei den vorliegenden Stücken kaum auszumachen ist.
Tja und sie ziehen ihre Kreise mittlerweile offenbar auch auf Metal.de