Blut aus Nord - MoRT
Review
Eines sollte man vielleicht gleich vorweg nehmen: Wer BLUT AUS NORD aufgrund ihrer Alben “Ultima Thulée” und “Memoria Vetusta I – Fathers Of The Icy Age” mochte, sollte an dieser Stelle sofort mit dem Lesen dieser Rezension aufhören und seine Koffer packen: “Mort”, das neue, lang erwartete Werk der französischen Ausnahmeerscheinung, hat so gut wie nichts, wenn nicht sogar gar nichts mehr mit Black Metal am Hut!
Wie bereits auf dem grandiosen “The Work Which Transforms God” oder der darauf folgenden EP angedeutet wurde, haben BLUT AUS NORD die damals noch begleitenden kalten, elektronischen Elemente mittlerweile nicht nur ausgebaut, nein, sie überwiegen im Vergleich zu den metaltauglichen Elementen gänzlich. Die “Musik”, die die Band mittlerweile fabriziert hat mit selbiger de facto relativ wenig zu tun: Wer an Songstrukturen, wiedererkennbaren Melodien oder ähnlichem festzuhalten versucht wird hierbei sehr schnell merken, dass er mit dem Versuch nur auf die Fresse fliegen kann. Das, was BLUT AUS NORD im Jahre 2006 fabrizieren, ist, und glaubt mir das meine ich wörtlich, einfach UNMÖGLICH! “Psychedelisch” soll das ganze laut Plattenfirma klingen, aber seien wir mal ehrlich: Es ist viel mehr als das. Während die Gitarre in Zusammenarbeit mit den vorwiegenden Ambientelementen undefinierbare, durchgehend dissonante Töne von sich gibt, fungiert der Drumcomputer eher als untermalendes Percussionselement, denn Taktvorgabe oder jegliche Form von rhythmischen Strukturen sucht man vergeblich. Der verzerrte Gesang, der irgendwo im Hintergrund zu agieren scheint, wirkt dabei eher wie ein begleitendes Element des Ganzen als der Vertonung von Texten.
Jetzt könnte man mich an dieser Stelle fragen, wieso ich diese Platte, trotz der für den Ein oder Anderen eher abschreckenden Beschreibung, immer wieder auflegen muss und mich ihrer nicht entziehen kann. Ich glaube es ist die Tatsache, dass man versucht sie zu verstehen, denn jeder Durchlauf ist wie eine Odyssee auf der man ein bisschen Klarheit in diese vertonten, schlichtweg kranken Traumbilder, die einem beim Hören durch den Kopf schießen, bringen will. Was BLUT AUS NORD mir “Mort” geschaffen haben, setzt neue Massstäbe im Verständnis von Musik in Verbindung mit Emotionen an sich: Die Band wird mit diesem Release eine Menge “Fans” verlieren, das ist glasklar. Aber wer brauch schon eine Anhängerschaft, wenn er sich selbst verwirklichen kann? Hut Ab!