Blut aus Nord - Memoria Vetusta II (Dialogue With The Stars)

Review

13 lange Jahre hat es gedauert bis BLUT AUS NORD endlich die Veröffentlichung des zweiten Teils der „Memoria Vetusta“-Reihe kundgeben konnten. Gründe für das stetige Beiseiteschieben des Projektes „Chinese Democracy“, pardon, „Dialogue With The Stars“, gibt es genug. Genau genommen wären da mindestens Fünf, manifestiert durch Veröffentlichungen, die sich allesamt gründlich vom Vorgänger der zu besprechenden Platte abheben sollten. Zu guter Letzt finden sich die verquerten Franzosen jedoch nach zahlreichen Ausflügen in dissonante, abgehobene oder gar elektronische Welten an dem Punkt wieder, an dem sie seiner Zeit begonnen hatten Black-Metal-Geschichte zumindest mitzuschreiben. Und ob man es glaubt oder nicht, sie machen an genanntem Punkt genau so authentisch weiter wie sie angefangen haben.

Okay, klar hört man, dass zwischen „Fathers Of The Icy Age“ und „Dialogue With The Stars“ eine verdammt lange Zeit liegt. Songs wie der im Ansatz dissonant erscheinende Opener „Disciple’s Libration“ zeugen nicht wenig von der musikalischen Ausrichtung der letzten Jahre, wenngleich BLUT AUS NORD selbstverständlich wieder wesentlich schwarzmetallisch-orientierter zu Werke gehen. Derlei auf Anhieb schwer eingängige Parts finden sich auch bis auf wenige Ausnahmen immer wieder auf dem Album. Die Band ist eben in der Gegenwart angekommen, da muss sich auch der ewig gestrigste Schwarzwurzler nichts mehr vormachen. So machen es BLUT AUS NORD dem Hörer in Punkto Eingängigkeit anfangs alles andere als leicht. Mir zumindest hat es mehrere Hördurchgänge bedurft bis das Album seine wahren Qualitäten offenbart hatte,was jedoch nicht zwingend an den erwähnten Dissonanzen liegt. Vielmehr wird man auf Anhieb von den zahlreichen Eindrücken der vielschichtigen Musik erdrückt. Hat man sich dann allerdings einmal auf das Album eingelassen und sich von sämtlichen Voreingenommenheiten befreit offenbart sich, in meinen Augen, ein wahrhaftiger musikalischer Kosmos.

Durchzogen von ergreifenden, sphärischen Melodieläufen und epischen Songstrukturen bietet jedes der neun Stücke ein eigenes Gesicht. Vom straighten, melodischen Black Metal der alten Tage der Franzosen, gespickt mit verstörenden, grellen Tonarten und einfach schönen Instrumentalpassagen ist eigentlich alles dabei, was man sich von einer Band wie BLUT AUS NORD wünscht. Akustikgitarren, Sägemelodien, treibende Rhythmen, sinnvoll eingesetzte Keyboards und eine regelrecht ambiental anmutende Aura. Musikalischerseits gibt es also keinen Grund zu meckern. Okay, der Drumcomputer ist in Anbetracht des schwebend wirkenden Materials vielleicht einen Tick zu erdig und „industriell“ programmiert. Im Gegenzug ist dafür auf der anderen Seite mit „The Meditant“, laut Untertitel auch irgendwo Titelstück der Platte, sogar der in meinen Augen mitunter beste Song der Bandgeschichte zu finden. Jener brilliert nämlich durch eine authentische Hommage an BATHORY in der Viking-Phase, mit hymnischen Chören und Melodieläufen versehen, die die Haut vor Gänsehaut nahezu auflösen wollen. Ähnliche Erfahrungen ziehen sich im Übrigen mindestens genauso durch die Platte, wie die anfangs erwähnten Dissonanzen. Wenn sie nicht sogar im Vergleich dominieren…

Vielleicht ist es ja gerade das, was „Dialogue With The Stars“ zu einem besonderen Erlebnis macht. Einerseits fühlt man sich zurück in eine Zeit katapultiert, in der Black Metal einfach anders anmutete, zeitlos und energetisch war. Durch den hinzukommenden verstörenden Charakter, den die Band in den letzten zehn Jahren stilistisch für sich entdeckte und verfeinerte wirkt das Album zusätzlich weltfremd und von jeglichen irdischen Vorstellungen losgelöst. Ein Dialog mit den Sternen eben. Ein Streben nach dem Kosmos…

24.02.2009
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