Blut aus Nord - 777 - Sect(s)

Review

Nachdem BLUT AUS NORD mit dem zweiten Teil von „Memoria Vetusta“ im vergangenen und mit dem Re-Release von „The Mystical Beast Of Rebellion“ in diesem Jahr einen erfreulichen Blick in die Vergangenheit geworfen haben, scheinen die Franzosen nun wieder im Hier und Jetzt angekommen zu sein. Allein für 2011 ist eine Alben-Trilogie geplant, dessen Auftakt in Form von „777-Sect(s)“ schon gar nicht so leicht zu verdauen ist.

Das beginnt schon beim ersten Stück, das ziemlich forsch losprescht, ein paar dissonante Riffs aus den Rippen quält und mit zischendem Keifen aufwartet, kurze Verschnaufpause inklusive, bevor das Gehämmer wieder einsetzt. Bizarr und abschreckend zugleich, so kann man die Lust auf mehr erst mal dämpfen, zumindest bis auf die letzten zwei Minuten. Ziemlich abrupt verschwindet der Black Metal und macht Platz für eine düstere Synthie-Drum-Soundcollage, erster Höhepunkt. Danach wird es auf einmal regelrecht fantastisch. BLUT AUS NORD besinnen sich ziemlich schnell wieder auf Atmosphäre statt Ekel und Dissonanz und fahren bereits im zweiten Epitome ein dermaßenes Machtwerk von Song auf, das jegliche Angst vor einem Totalsausfall zunichte machen. Dabei verschwinden die Vocals fast gänzlich, tauchen selten aus dem fast undurchdringlichen Nebel aus sphärischen Synths und epischen Riffs auf, den Höhepunkt findet der Song aber in den Schlussmomenten, als plötzlich die Lead-Gitarre ihr Klagelied singt und einem fast die Tränen in die Augen treibt – großartig. Und so folgt auch „777 – Sect(s)“ weiter einem äußerst abwechslungsreichen Pfad, der sich irgendwo zwischen „Mort“ und den beiden „Memoria Vetusta“-Alben einfindet. Traumhaft schöne Momente prallen in fast abartiger Manier auf skurrilen, sterilen Black Metal, der zeitweise sogar wieder in reine Antimusik umschlägt.

Mitunter ist „777 – Sect(s)“ äußerst schwer verdaulich, kitzelt den Brechreiz und ist doch so faszinierend, dass einem das Weghören schwerfällt. Denn neben aller Lebensfeindlichkeit, all dem Boshaften, erschaffen BLUT AUS NORD immer wieder Oasen der Ruhe, der Entspannung, des Versinkens. Allein das macht das französische Duo immer noch faszinierend, auf alle Fälle scheut „777 – Sect(s)“ keine Experimente und ist auch weit entfernt vom doch sehr schwachen „Odinist“ vor zwei Jahren. Wer sich also auf eine Reise begeben will, die nicht immer magen- und ohrenverträglich, aber dafür spannend, vielseitig, wahnwitzig und abgrundtief finster sein kann,  wird hieran definitiv seine Freude haben!

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10.04.2011

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