Es ist der Abschluss einer Trilogie, die so unerwartet, so experimentell und gleichzeitig so großartig war. BLUT AUS NORD haben sich mit der „777“-Trilogoie selbst ein musikalisches Denkmal geschaffen, ein würdiges, verglichen mit einigen der Großtaten und sicher auch einigen nicht immer geglückten Experimenten (man denke bloß an das lahme „Odinist“). Doch nun ist es also da, „777-Cosmosophy“, ein Ende, das hoffentlich nur auf das Konzept und nicht auf den Stil selbst gemünzt ist.
Man braucht sich ebenso wenig Sorgen zu machen, dass dieser dritte Teil nicht an die Vorgänger anknüpft, wie dass die Franzosen plötzlich auf der Stelle treten. „Cosmosophy“ bleibt sowohl im Rahmen der Vorgänger als auch ein ureigenes Werk, das eine ganz eigene Seele besitzt. BLUT AUS NORD zielten noch nie darauf ab, dem Hörer sofort Zugang zu ihrer Welt zu bieten, doch heuer legen sie noch einen drauf. Denn die fünf Stücke erscheinen erst einmal leicht zugänglich, verschaffen dem Hörer schon oberflächlich einen Eindruck, wirken aber erst bei Zeiten nachhaltig und das gewaltig. Die Finsternis, die „Cosmosphosy“ inne hat, breitet sich nur langsam aus, schleichend, nebulös und ist am Ende so allumfassend, dass das Ende schlagartig aus der dunklen Hypnose weckt. Hypnotisch ist ohnehin der passendste Ausdruck für die drei Alben, die einem erst bei „Epitome XVIII“ vollends in die Realität zurückkehren lassen. Langsam schleichend bauen sich die Stücke auf, noch immer von einem Wechselbad aus verschrobenen Riffs, Melodien und sich wabernd ausbreitenden Synthies dominiert, entfernen sich BLUT AUS NORD noch weiter von dem, was landläufig als Black Metal anerkannt wird und erschaffen gleichzeitig eine so allumfassende Atmosphäre, die eben jenem Genre immer angedichtet wird.
Die Franzosen legen aber noch eins oben drauf und verzichten bis auf wenige Ausnahmen auf heisere Vocals, sondern setzen, wenn überhaupt, auf vielfältigen Klargesang. Das wirkt sich gerade auf den machtvollen Mittelteil von „Epitome XV“ aus, der wohl mit zur erhabensten Passage der gesamten Trilogie gehört. Auch das nachfolgende, grandiose „Epitome XVI“ erweckt den Eindruck, dass BLUT AUS NORD ihr neuestes Gesicht bis an die Grenzen der eigenen Vorstellung von Perfektion ausreizen, allein der in diesem Fall hoch emotionale Gesang sorgt für einen ergriffenen Schauer.
„777 – Cosmosophy“ knabbert aus vielerlei Gründen an der Höchstwertung. Da wäre zunächst der starke erste Eindruck, der von mal zu mal aufgrund der sich schleichend ausbreitenden Dunkelheit und der vielen zu entdeckenden Details weiter wächst, zum anderen verdienen BLUT AUS NORD sich das Prädikat einzigartig ohne jeden Zweifel. Das mittlerweile zehnte Studioalbum könnte als eines der stärksten der eigenen Bandgeschichte gelten, hätten die Franzosen nicht bereits so viele verschiedene musikalische Facetten ausgelotet, Grenzen getestet (und überschritten) und sich derart oft neu definiert, dass schon so manches kleine Meisterwerk daraus geworden ist („Ultima Thule“, die „Memoria Vetusta“-Teile und nicht zuletzt der direkte Vorgänger), die zwar alle irgendwo miteinander zu verknüpfen sind, aber in ihrem Gesamtbild doch einen eigenen Charakter besitzen. Noch mal, mit Black Metal haben BLUT AUS NORD 2012 nur noch bedingt zu tun, Ambient, ein bisschen „Post“ und ein ganz eigenes Gespür für Stimmungen lassen eine genaue Definition aber ohnehin kaum zu. „777 – Cosmosophy“ ist definitiv eines der Highlights düsterer, stimmungsvoller Musik in diesem Jahr, da gibt es weder ein Wenn noch ein Aber!
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