Blues Pills - Birthday

Review

Soundcheck August 2024# 6 Galerie mit 20 Bildern: Blues Pills - Happy F*cking Birthday Tour 2024 in Frankfurt

Die Durchstarter in Sachen Retro-Rock in den vergangenen zehn Jahren sind BLUES PILLS aus Örebro. Wer sich etwas im Rockgefilde rumtreibt, der dürfte über den Städtenamen bereits gestolpert sein. MILLENCOLIN, TRUCKFIGHTER, GRAVEYARD oder auch WITCHCRAFT kommen ganz oder zum Teil aus der sechstgrößten Stadt Schwedens. Was Göteborg für Melodic Death Metal ist, ist Örebro für Retro- und Stoner Rock. „Birthday“ heißt der vierte Longplayer von BLUES PILLS. Es gilt die schwere Nachfolge des überaus erfolgreichen Vorgängers „Holy Moly!“ anzutreten.

„Birthday“ steht für die Geburt des Sohnes von Sängerin Elin Larsson

„Birthday“ und die Geburt des Sohnes von Sängerin Elin Larsson sind eng miteinander verknüpft. Während der Arbeiten am vierten Longplayer erfuhr Larsson von ihrer Schwangerschaft. Das klingt, als wenn ihr Sohn bereits vor der Geburt rockig ins Leben gegroovt wurde. Was hat „Birthday“ insgesamt zu bieten? 11 Tracks, alle mit einer Laufzeit zwischen knapp drei und maximal vier Minuten. BLUES PILLS fassen sich kurz und ausufernde Nummern gibt es 2024 nicht.

Der Titeltrack zum Start geht gut ins Ohr, die Saitenarbeit zeigt sich als Gegenpol zu der dominanten Stimme von Larsson. In dem Takt machen BLUES PILLS weiter. Leicht und flockig kommt „Don’t You Love It“ um die Ecke, „Bad Choices“ zeigt das soulige Gesicht der Schweden. Der Name ARETHA FRANKLIN fällt nicht nur einmal, wenn es um die Stimme von Elin Larsson geht. Das Quartett kombiniert die souligen Facetten mit den vorherrschenden Rocksound zu einem eingängigen Mix.

Eine Mixtur aus JANIS JOPLIN, GRACE SLICK und ARETHA FRANKLIN

Gefühlvoll und balladesk geht es mit „Top Of The Sky“ und „Like A Drug“ weiter, der „Piggyback Ride“ nimmt Tempo auf und kommt mit einer Krautrock-Attitüde rüber. Der Hall auf Larssons Vocals passt in die frühen 70er Jahre, genauso wie verschiedene Gitarreneffekte. Ein abwechslungsreiches, aber recht schräges Ding. Zunächst gibt es den kurzfristigen Tritt in den Allerwertesten von „Holding Me Back“. BLUES PILLS anno 2024 kombinieren den intensiven Refrain mit ruhigen, nachdenklichen Passagen.

Einen drauf setzt „Somebody Better“. Das Stück scheint Larsson auf den Leib geschneidert. Irgendwo zwischen Soul, Krautrock, Classic Rock und Blues erinnert die Dame an eine Mixtur aus JANIS JOPLIN und GRACE SLICK. Über das bluesige „Shadows“ und „I Don’t Wanna Get Back On That Horse Again“, dreht sich die Scheibe mit dem nachdenklichen Rocker „What Has This Life Done To You“ ihrem Ende entgegen.

BLUES PILLS haben ihren Platz gefunden und besetzt

„Birthday“, der Nachfolger von „Holy Moly!“, macht klar, dass BLUES PILLS ihren Platz im Retro-Rock gefunden haben. Die Mixtur aus Soul, Blues oder Krautrock – mal als Arschtrittvariante, mal als Träumer – setzt Maßstäbe und liefert ein Alleinstellungsmerkmal: Die Vocals von Elin Larsson.

Larsson schwimmt genauso im Fahrwasser von GRACE SLICK, ARETHA FRANKLIN oder JANIS JOPLIN und drückt mit ihrem Gesangsstil „Birthday“ den Stempel auf. Insgesamt kommt die neue LP etwas nachdenklicher rüber, was aufgrund der parallelen Schwangerschaft nachvollziehbar ist. Fans der bisherigen Diskografie von BLUES PILLS können bedenkenlos zugreifen. Wer seine Rockmusik primär auf den Zeitgeist von URIAH HEEP und DEEP PURPLE beschränkt, wird beim schwedischen Quartett nur bedingt fündig. Old-School-Rockfans, die JEFFERSON AIRPLANE oder JANIS JOPLIN etwas abgewinnen können, sollten „Birthday“ und BLUES PILLS unbedingt antesten.

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26.07.2024

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3 Kommentare zu Blues Pills - Birthday

  1. nili68 sagt:

    Der Gesang ist ’ne Spur zu aufdringlich, aber vermutlich will die Zielgruppe das genau so. Man lässt sich als Grrrl ja nichts sagen.

  2. sardine sagt:

    Gebe ich dir Recht. Hier ist mir das auch zu „gefällig“ zu weich, zu soft, da fehlt der Dreck. Haben mir die letzten Alben von Blues Pills doch alle immer ganz gut gefallen (speziell die Holy Moly!) so ist jetzt irgendwie die Luft raus.
    Das war immer schön kultig mit dem 70er Blues Rock Vibe, so ist jetzt irgendwie alles zu poppig und zu sehr Mainstream, ich vermisse die Seele die Blues Pills bis jetzt immer ausgezeichnet hatte.

  3. nili68 sagt:

    Ja, das war auch nicht, weil ich was gegen die habe. Sonst fand ich die immer ganz gut, aber das scheint eher was für edgy „not like the other Teen-Girlies“ zu sein.. woran grundsätzlich nichts verkehrt ist, nur eben nicht für mich alten Knacker..😅