Wow, über vierzig Jahre hat BLUE ÖYSTER CULTs Meisterwerk „Agents Of Fortune” schon auf dem Buckel. Die von vielen gerne als „Intellektuellen Metal“ (was natürlich absoluter Mumpitz ist) verunglimpfte Band hält hartnäckig im Geschäft. Klar, heute können Buck Dharma, Eric Bloom und ihre Jungs nicht mehr derartige Erfolge wie in den Siebzigern und Achtzigern verzeichnen. Welch zeitlose Musik die Jungs aber schon immer gemacht haben belegt „40th Anniversary Agents Of Fortune Live 2016“ sehr eindrucksvoll.
Zum Jubiläum haben sich BLUE ÖYSTER CULT ein handverlesenes Publikum, sowie zahlreiche Gäste ins Hollywood Red Studio eingeladen, um das Album zusammen zu feiern. Dabei haben die New Yorker die komplette Scheibe live gespielt. Wie dem auch sei, in den Siebzigern, als „Agents Of Fortune“ zum ersten Mal das Licht erblickte, waren BLUE ÖYSTER CULT eine experimentierfreudige Band, was sich in der Vielzahl an unterschiedlichen Einflüssen auf dem Album niederschlägt. Dabei gehen BLUE ÖYSTER CULT auf „Agents Of Fortune“, respektive dieser Liveversion des Albums, ziemlich relaxt zur Sache. Der Opener „This Ain’t The Summer Of Love“ kommt kurz und knackig aus den Boxen, ist dabei eine lupenreine Hard-Rock-Nummer, die von starkem zweistimmigen Gesang lebt, was ein typisches Merkmal von BLUE ÖYSTER CULT ist. Der Nachfolger „True Confessions“ kommt bildet, da er wie eine laue Sommernummer tönt, den perfekten Kontrast zum Opener. Auch das eingesetzte Klavier spricht da eine deutliche Sprache. Die beiden Songs sind, trotz ihrer Klasse, aber nur Vorbereitung auf das folgende Stück. Denn mit „(Don’t Fear) The Reaper“ haben BLUE ÖYSTER CULT einen ewigen Klassiker geschaffen, der seinesgleichen sucht. Mit einem schönen Spannungsbogen im Mittelteil versehen, erwischt man sich immer wieder dabei, wie man den Song noch einmal und noch einmal abspielt. Auch wenn die „(Don’t Fear) The Reaper“ alle anderen auf diesem Album überstrahlt, sind die restlichen Stücke dennoch über jeden Zweifel erhaben. „E.T.I. Extraterrestrial Intelligence“, beispielsweise, kommt ebenfalls mit einem schönen zweistimmigen Gesang daher und wird von einem kernigen Riff eingebettet. Auch Songs wie das Harte „Tattoo Vampire“ oder das abschließende, tief in den Siebzigern verwurzelte „Debbie Denise“ sind klasse Nummer, die es Spaß macht mal wieder zu hören.
Der Sound auf „40th Anniversary Agents Of Fortune Live 2016“ ist dem Originalalbum nachempfunden, was eine ganz besondere Atmosphäre mit sich bringt. Lohnt auf jeden Fall, nicht nur für Fans. Als Geschenk an sich selbst haben BLUE ÖYSTER CULT zwar kein essentielles (neues) Werk abgeliefert, dafür aber mit „4oth Anniversary Agents Of Fortune Live 2016“ eine schöne Hommage an sich selbst.
Da es keine Kritik zum Original-Album gibt, äußere ich mich mal hier.
Das selbstbetitelte Debütalbum und „Tyranny and Mutation“ waren großartig, das dritte Album „Secret Treaties“ gefiel mir schon minimal weniger, war aber immer noch sehr gut und dann kam dieses berühmte „Agents of Fortune“, welches kommerziell sehr erfolgreich war und sofort genannt wird, wenn es um die Band geht.
Klar, es gibt hier den absoluten Überhit „(Don’t Fear) The Reaper“ zu hören, aber ansonsten fehlen mir ein wenig die Hits. Die Vorgänger waren verspielter, rockiger, hatten geilere Soli, waren einfach experimenteller. „Agents of Fortune“ ist ein solides Album, aber es ist doch recht schlicht und soft. Über die vorherigen drei Alben sollte man jedenfalls mehr sprechen, als über dieses!