Blot Mine - Ashcloud

Review

Ganz unbemerkt, mitten im Hochsommer, veröffentlicht eine der ältesten schwedischen Black-Metal-Bands nach 6 Jahren völliger Funkstille ihr zweites Album. „Ashcloud“, schon im Jahr 2000 aufgenommen, setzt da an, wo SETHERIAL nach „Nord“ ihre Atmosphäre in die Tonne traten, wo SORHIN anfingen aufzuhören und wo MARDUK nie gewesen sind. Urschwedisch, rasend, wütend und brüllend fegt die Aschewolke über die kläglichen Reste heutigen Black Metals und verhöhnt die krampfhaften Versuche ihrer Kollegen von DARK FUNERAL oder eben MARDUK, an alte Stärken heranzureichen. Auch wenn die Jungs aussehen wie 15, sie wissen was sie tun, sind spielerisch absolut auf der Höhe und klingen mit einer der besten Abyss-Produktionen aller Zeiten weder plastikhaft noch überzogen, sondern so perfekt, wie man nur eben perfekt klingen kann. Besonders der Drummer, der über die verhallten, verweht-flirrenden Gitarrenwände mit Überschall hinwegfegt, ist definitiv ein Geheimtipp und spielt trotz dieser unfassbaren Geschwindigkeiten noch mit Gefühl und Nuancen, wie man es von vielen auf maschinell getrimmten Schlagwerkern dieses Genres heute gar nicht mehr gewöhnt ist. Die Gitarristen halten allerdings mühelos stand und hexen ein sensationell schwedisches Gitarrenduett nach dem anderen auf ihre Griffbretter, während irgendwo im Hintergrund, hinter dem Tornado, hinter der Vernichtung, sich jemand die Seele aus dem Leib schreit. Hier und da verfeinern mit sagenhaftem Fingerspitzengefühl Chöre oder schleppendere Parts das Arrangement.
Nicht nur dass BLOT MINE instrumental Unglaubliches auf dem Kasten haben, sie bieten auch mit ihrem ausführlich im Booklet erklärten Bandkonzept ungewöhnlich viel Profil. Zwar ist „Ashcloud“ keine Hochburg der Emotion, aber das sollte es natürlich auch niemals sein. Kühler, arroganter, schwachpunktloser und vollendet wütender ist sehr lange keine Band mehr gewesen, auch wenn das auf den ersten Blick anders aussieht. Der große Unterschied zwischen BLOT MINE und einem Kaliber wie DARK FUNERAL ist nur: wo die einen ohne großes Aufsehen ein Album des Jahrzehnts veröffentlichen, langweilen die anderen mit seelenlos dargebotenem Standard und glauben auch noch, dafür Anerkennung verdient zu haben. „Ashcloud“ versprüht mehr als Retro-Charme, „Ashcloud“ ist das erste und bisher einzige Album des neuen Jahrtausends, das überhaupt noch etwas aus den schwedischen 90ern in sich trägt. Und davon verdammt viel.

13.10.2005
Exit mobile version