Hinter dem Namen BLOODIEST verbirgt sich eine extrem experimentelle Sludge-Truppe aus Chicago, deren Klangbild irgendwo zwischen NEUROSIS, Psychedelic-Rock und anderen Formen zerfahrener Akustik einzuordnen ist. Mit „Descent“ legen BLOODIEST nun via Relapse Records ihr Debut vor und versetzen den Hörer während der gesamten, eher kurzen Spielzeit von insgesamt 38 Minuten mit ausufernden, hypnotischen Motiven und feinsinnigen Arrangements in einen andächtig-beklemmten Schwebezustand.
Die treibenden Kräfte hinter dem Material auf „Descent“ sind trockene, staubig klingende elektronische Gitarren, oftmals fragil anmutende Akustikeinlagen, ein lässig dahinschepperndes Schlagzeug sowie ein Gesang, der vor Besessenheit und Inbrunst im wahrsten Sinne brodelt. Dazu gesellt sich dezenter Tasteneinsatz und ein warmer Bass, der sich anhört, als würde er zur Begleitung der melancholischen Melodien verträumt herumschlendern. „Descent“ ist in seiner Variabilität und seinem Wechselspiel von Dämmerzustand und Ekstase durchweg faszinierend. Besonders hervorheben möchte ich die beiden letzten Lieder „Slave Rule“ und „Obituary“, ersteres aufgrund seiner äußerst ergreifenden Entwicklung von rieselnder Wehmut hin zu schmerzlicher Entschlossenheit, zweiteres wegen seiner unruhig flatternden Stimmungen, die sich in schrammelnd tremolierten Rhythmusgitarren und irritierenden Leads manifestieren. Stücke von solcher Durchschlagskraft hört man selbst in der mit kreativen Köpfen vergleichsweise eher gesegneten Sludge/Noise/Drone-Szene nicht allzu häufig.
„Descent“ ist ein Album, das seine Hörerschaft mit ungewöhnlichen Strukturen und emotionaler Spannung herausfordert. Hat man jedoch den Zugang zum Material erst einmal gefunden, lässt einen die ergreifende Vielschichtigkeit des Materials nicht mehr so schnell los. Ein gutes Gespür für packende Motive und musikalische Akzente, vielseitigste Ausarbeitungen und schlichte Schönheit – ich bin überzeugt.
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