Legt man das ungeschriebene Marktgesetz des dritten Albums der Discographie der BLOODFLOWERZ zugrunde, befindet sich die Band mit ihrem neuen – eben dritten – Werk „Dark Love Poems“ nun am Scheideweg: „Make it or break it“. Dass sich das Quartett um Sängerin Kirsten dieser simplen Weisheit sehr wohl bewusst sein muss, hört man seinem neuen Output mit jedem Song an. Denn dem Zufall wurde diesmal nichts überlassen. Mit Jochen Laser (Gitarre) und Jan Beckmann (Bass) hat man zwei neue Mitstreiter an Bord, und auch dank der Wahl Alex Krulls (ATROCITY, LEAVES EYES) als ausführenden Produzenten sind die Ambitionen der Band unüberhörbar. Meister Krull hat dem Album einen ebenso schnörkellosen wie druckvollen Sound beschert, der das Material nicht weichspült, sondern mit fast metallischer Gewalt aus den Boxen presst. Besonders gut zu Gesicht steht dem Album die kernige, röhrende Gitarre, die man in so einem Druck noch selten bei einer Gothic-Band gehört hat.
Musikalisch bestechen die Blutblumen besonders durch Kirstens einmalige Stimme mit ihrer enormen Bandbreite. Auch wenn der Titel „Mariah Carey des Metal“ schon an Jonathan Davis ging, ist Kirsten da nicht weit weg von. Vom Dasein einer Trällerelse allerdings meilenweit, denn säuselndes „Hahaaaaaaa“ kommt der Powerfrau nicht über die Lippen. Eingängige Rocker mit ausgeprägten Hooks („Sajida’s Song“, „Damaged Promises“) und Tanztempel zum Sieden bringende Rhythmen („The Last Dance“) treffen auf melancholische und romantische Stimmungen. Bei aller Poppigkeit weisen die elf Songs aber eine kompositorische Reife auf, die „Dark Love Poems“ über lange Zeit frisch hält.
Wohltuend ist dabei, dass man darauf verzichtet hat, das Material in die gothictypischen Soundrüschen zu stecken, indem man an allen Ecken und Enden die für das Genre typischen Klischees bedient. Im Gegenteil: die Songs wirken straight und kompakt, ohne dabei jedoch verzierende Details außen vor zu lassen. Das wäre bei Kirstens Stimme nicht nur ein Sakrileg, sondern wahrscheinlich sogar unmöglich. Auch die Gastperformances von SCHANDMAULs Birgit Muggenthaler, die „Anthem For A Stranger“ mit ihrem Schalmeienspiel einen orientalischen Touch verleiht, und Anna Kränzlein, die „The Fool And The King“ mit der Violine veredelt, sorgen für Neues.
Gerade durch den weitgehenden Verzicht auf die genretypischen Generika umschifft man die Untiefen, aufgrund derer der Gothic Metal seit Jahren – oftmals zurecht – für tot erklärt wird. Vielmehr spielt man mit den Zutaten, indem man sich gängiger Elemente bedient und sie in untypischen Kontexten verwendet: Sakrale Stellen werden nicht in allem Pomp zelebriert, sondern wandeln in „Illusionary Fields“ über harte, nackte Gitarrenriffs und beschwören damit eine bedrohliche Atmosphäre herauf. Zwar schwächelt der Song im zu platten Refrain. Zusammen mit dem im sonst sehr düsteren Kontext des Albums zu fröhlichen „Dark Angel“ und dem etwas unentschiedenen Abschluss „Dead Love (A Necrology)“ hat man aber schon alle Schwachstellen der Scheibe beisammen. Die werden durch genügend Highlights aber mit Leichtigkeit aufgewogen. Keine Frage: mit „Dark Love Poems“ haben die Blutblumen ihren grünen Daumen bewiesen.
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