Gerade bei Bands denen man nicht unbedingt nacheifert, hat man oft das Gefühl, sie würden in einer dekadent überzogenen Geschwindigkeit neue Platten auf den Markt werfen. Allerdings ist es auch schon zwei Jahre her, seitdem Ingo mit „Book Of The Dead“ das letzte Album der Schweden von BLOODBOUND unter Tomas Olsson und Fredrik Bergh im CD-Player hatte. Und um die größten Veränderungen seit damals zusammenzufassen: Das Cover ist zwischenzeitlich blau geworden, und statt dem JADED-HEART-Sänger Michael Bormann steht nun wieder wie beim ersten Album Urban Breed vor dem Mikrofon.
Wer also klassischen melodischen Power Metal mit jeder Menge langgezogenen Powerchords und IRON-MAIDEN-Tempo in den letzten Monaten vermisst hat, kann hier fündig werden. Und wo sich etliche (auch schwedische) Bands des Genres zuletzt ziemlich schwer getan haben, machen BLOODBOUND ihre Sache recht gut. Der Opener „Sweet Dreams Of Madness“ rockt stark vor sich hin, „Tabula Rasa II“ überzeugt dank unglaublichem Ohrwurmrefrain und „Twisted Kind Of Fate“ lädt mit Riffs zwischen erwähnten Jungfrauen und HELLOWEEN ordentlich zum moshen ein. Generell hat man, was das Songwriting angeht, seine Hausaufgaben gemacht: Statt minutenlanger Wiederholungen ein und desselben Riffs, gibt es in jeder Nummer eine breite und kurzweilige Dynamik zwischen abgehacktem Gestampfe, keyboardbefliesten Refrains und ohrwurmigen Gitarrenquietschereien. So kommt es nicht selten vor, dass man binnen den ersten sechzig Sekunden eines Liedes schon mehr harmonisch ineinander gefügte Melodien gehört hat, als auf der letzten MANOWAR zusammen. Die Produktion ist dabei genretypisch auf Knalleffekt ausgelegt und drischt ordentlich vor sich hin. Auch für den Sängerwechsel muss sich die Band nicht schämen und sollte versuchen, Urban Breed auch für kommende Platten an die Truppe zu binden.
Dennoch haben sich auch bei „Tabula Rasa“ jene unschönen Details eingeschlichen, die man momentan bei klassischen Power-Metal-Vertretern zur Genüge kennt und die Wertung natürlich unweigerlich nach unten ziehen. So ist die Innovationsquote mittlerweile sogar schon unter Null gefallen und serviert bevorzugt jene Riffs, die wir bereits aus den Neunzigern kennen. Auch gibt es neben erwähnten Gasserhauern zwischenzeitlich mal ziemliche Gurken, die ab dem dritten Durchlauf gehörig nerven. Nichtsdestotrotz macht „Tabula Rasa“ aber ne Menge Spaß und kann seinen Unterhaltungseffekt nicht verbergen. Freunde von Jeansstoff und Leder können da durchaus mal reinhören.
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