Blood Ceremony - Blood Ceremony

Review

Galerie mit 3 Bildern: Blood Ceremony - FortaRock 2014

„Und die Hexe sprach: Hier ist ein Lied! Wenn Ihr’s zuweilen singt, so werdet ihr besond’re Wirkung spüren.“

BLOOD CEREMONY – ein Name, der nicht besser hätte gewählt werden können und bei Anhängern des okkulten Rocks definitiv auf dem Merkzettel der auszutestenden Bands stehen sollte. Nachdem bereits THE DEVIL’S BLOOD in diesem Jahr den Spirit der bösen Zeit der 70er, jenseits von „Flower Power“, Woodstock und Schlaghosen, auf die heimischen Schallplattenspieler zurückgebracht hat, gesellen sich die Kanadier zur Renaissance und dem Zirkel der von Damen gefronteten Rockbands wie eben oben genannte Niederländer, den Amerikanern von WITCH oder den unvergesslichen COVEN. Aber nicht nur für die satanischen Verse ist Alia O’Brien im Kult aufgenommen worden, auch – und das macht die Besonderheit aus – spielt sie Orgel und Flöte. Oh ja, ihr habt richtig gelesen. Was seit den progressiven Rockzeiten in der Versenkung verschwunden ist, bringen BLOOD CEREMONY mit Flöten-Soli und Orgel-Einsatz zurück. Wen wundert es da noch, dass CATHEDRAL-Mastermind und Rise Above-Labelchef Lee Dorian nicht gezögert und sie unter seine Fittiche genommen hat? Rise Above steht nämlich für hochwertigen Rock und Doom und ist u. a. der Klan hinter ELECTRIC WIZARD, WITCHCRAFT oder GRAND MAGUS.

Nicht nur lyrisch sind die vier Kanadier von der BLACK SABBATH’schen Metaphorik beeinflusst, auch die musikalischen Inspirationen sind den frühen Werken der englischen Legende sowie u. a. auch JETHRO TULL, BLACK WIDOW und PENTAGRAM zu verdanken. Den Jünger erwartet also eine abwechslungsreiche Reise zu den Ursprüngen der Gitarrenmusik – zu Zeiten, wo er noch böse sein durfte und definitiv nicht belächelt wurde wie zu heutigen Zeiten. Magie, Mystik, Hexerei und Okkultismus sind die Schlagwörter, die besonders durch die Texte markant zum Ausdruck kommen. Die Songs sind einfach, aber effektiv gehalten, ohne es an diesen nötigen, kleinen Spielereien fehlen zu lassen. Große Wagnisse mit experimentellen Sprüngen wurden nicht gewagt; verzaubern jedoch schon zu Beginn, wie eingangs erwähnt, durch den Einsatz der Flöte und der Orgel und strömen diesen einzigartigen Flair aus.

Der Sound bietet die hervorragende Symbiose aus neuartiger Technik und Retro-Esprit. Bei den unterschiedlichen Instrumenten kann es leicht zu einer Soundwand kommen; wenn man jedoch die Namen des Produzenten, Pete Hudson (SONS OF OTIS) und Mixer Billy Anderson (ORANGE GOBLIN, PRIMORDIAL) erwähnt, sollte es verdammt nochmal klar sein, dass der instrumentale Part so aufeinander eingestellt ist, dass die Saiteninstrumente und das Schlagzeug neben Orgel und Flöte immernoch das Ruder in den Händen halten und dieses gewisse Etwas nicht übertüncht wird. Meines Erachtens etwas, was dem heutigen Rock durch die Suche nach immer fetterem, aber sterilem Sound und hoher Marktfähigkeit an Authenzität fehlt. Die Songs enthalten die perfekte Mischung aus tiefgestimmten, druckvollen, melodisch-treibenden und fröhlich-verhexten Riffs mit einem ordentlich knackigem, auf den Punkt gespielten Drumming. In den instrumentalen Intermezzi wie „The Wine Of Wizardry“ oder „Hop Toad“ wird das Hauptaugenmerk auf die akustische und folkige Seite gelegt, sodass man sich während des Hörens auf eine Wiese teleportiert fühlt und, jenseits aller Gedanken an Arbeit und sonstigen Verpflichtungen, entspannt… Ähm, wie war das nochmal mit der „Flower Power“?

Egal, BLOOD CEREMONY schaffen Kopfkino für Horrorfreunde und Nostalgiker. Das Quartett bietet eine Menge an kleiner Details zwischen progressivem Rock und psychedelischem Fok – mal urig-rockig, dann wieder entspannt doomig und sphärisch-hypnotisierend durch die verschwommenen Orgelklänge. Bereits das Intro zu „Master Of Confusion“ scheint dem Soundtrack eines der ersten Horror-Computerspiele aus den 80er Jahren entnommen zu sein. In 48 Minuten gilt es einer feinen, organischen und authentischen Atmosphäre mit eigenem Stil zu lauschen. Über allem erklingt stets Alias warmes Organ und die tragende Flöte, geht jedoch nie unpassend aggressiv, dominant, wütend oder sperrig zu Werke.

Die Tore zur verhexten Seite des Rocks werden bei BLOOD CEREMONY ohne Schwierigkeiten eröffnet und man fühlt sich genötigt, das starke Debüt auf Repeat zu stellen. Und wen die Magie von BLOOD CEREMONY nicht erreicht, hat einfach kein Herz und erst recht kein Blut in den Adern.

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24.08.2008

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