BLOOD AGES sind Franzosen, das ist heutzutage schon fast ein Qualitätskriterium im Metal. Selbst wenn die neue Platte „Godless Sandborn“ mit einigen Highlights aufwarten kann, liegt hier leider kein Meisterwerk vor. In den letzten Wochen sind mehrere mehr oder weniger orientalisch angehauchte Alben durch meine Anlage gerattert, auch BLOOD AGES bedienen sich der entsprechenden Mystik. Und genau hieraus schöpfen die fünf Herren die stärkste Kraft für ihre Platte, die durchweg grob agiert.
BLOOD AGES verheddern sich zum Anfang und mischen dem Opener „Among The Ashes“ alles bei, was man im Dunstkreis des Death-Metals runter rattern kann. Durchweg hart gibt es technisch anspruchsvollen Metal, etwas vertrackten Groove, Tendenzen zum Deathcore und im weiteren Verlauf der Platte auch einige sehr deutliche BEHEMOTH und SOULFLY-Verweise. Von Song zu Song baut sich das latente Chaos ab und richtig stark werden BLOOD AGES zum Ende hin. Deutlich entspannter wird der Musik mehr Zeit eingeräumt, progressive Einleitungen schenken den Songs Raum. Endlich gibt es nachvollziehbare Spannungsbögen und Platz für Entwicklung. „The Ritual: Soil Of The Crawlin Chaos“, „Collapse“ und „Beyond The Gates Of Madness“ geben somit eine weit besseren Eindruck ab, als der Rest der Platte. Zupfende Gitarren übernehmen den Einstieg, während sich die anderen Instrumente nach und nach dazugesellen und dann gemeinschaftlich explodieren. Besonders die schwerfälligen Riffs überzeugen dann, generell die Momente wenn Bass und Gitarren die gesamte Power bündeln und gemeinsam agieren.
„Godless Sandborn“ krankt wahrlich nicht an mangelndem spielerischem Können, sondern eher am stringenten Zusammenspiel und dem somit latent mitschwingenden Gefühl, dass man sich hier noch nicht so ganz eindeutig einig über die Marschrichtung ist. Leider treiben BLOOD AGES immer im unpassenden Moment die Sau durch Studio, der sonst so passable Sänger Nicolas „Aniki“ Gandolphe setzt einige Pig Squeals ab, die nicht wirklich zweckdienlich sind und häufig einfach im falschen Moment kommen. Gerade im ersten Drittel der Platten, hauen sich BLOOD AGES so manche gute Inszenierung damit urplötzlich kaputt. Auch in den Untiefen des Growls ist er nicht immer hundertprozentig sicher. Die dadurch angestrebte stimmliche Variabilität in allen Ehren, aber hier wäre es sinnvoller gewesen, die Gesangspart kreativer zu gestalten und sich durchweg im sicheren mittleren Aggressionsbereich zu bewegen. Teilweise werden die Texte einfach im gleichen Rhythmus der Gitarren, mit der Intensität eines aufgeregten Wellensittichs mit baritonaler Singstimme, parallel gewettert. BLOOD AGES liefern sicher kein Machwerk ab, „Godless Sandborn“ transportiert eine anregende und leicht schaurige Grundstimmung. Allerdings fehlt es an wirklich markanten Riffs und somit an bemerkenswerten Höhepunkten. Anerkennendes Kopfnicken gibt es dafür sicher, aber keinen euphorischen Applaus.
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