Blodhemn - Holmengraa

Review

Es könnte manchmal so schön wenig sein, was nötig ist, eine Platte in Worte zu kleiden, doch dann wäre dieser Text eine ziemlich lieblose Aufzählung von Fakten. Deshalb versuchen wir es (mal wieder) in ganzen Sätzen. BLODHEMN stammen aus Norwegen und spielen Black Metal. In bewusst traditioneller Art. Wen wunderts?

Der nächste Innovationsverweigerer nennt sich Invisius und ist einziges festes Mitglied von BLODHEMN. Doch entgegen der üblichen Heimatverbundenheit hat Invisius anscheinend lieber DISSECTION gelauscht, zumindest lässt neben dem „Dark Horizons“- Cover am Ende der Scheibe auch das restliche Songwriting darauf schließen. Heißt: Von treibend bis schnell, typisches Riffing, giftig keifende Vocals und immer wieder unterschwellig melodiös. Natürlich verschließt sich auch BLODHEMN nicht ganz den Einflüssen aus heimischen Gefilden und so darf man auch ein bisschen typischen Black Metal der frühen 90er aus Norwegen vernehmen. Das ist alles handwerklich gut gemacht, entfaltet aber nur selten seine vereinnahmende Stimmung. Es dauert bis zum vorletzten Song „Telehiv“, bis ich wirklich mal aufhorche. Der leicht melancholische Beginn, der schleppende Anstieg und dann der gewaltige Ausbruch, mit überraschenden cleanen Vocals am Ende; sehr fein. Leider bleibt das aber die Ausnahme und ein wirkliches Abweichen vom üblichen Schema lässt sich leider auch hier nicht vernehmen.

Genau hier liegt das Problem an „Holmengraa“. Das alles ist handwerklich wunderbar eingespielt, die saubere, druckvolle Produktion unterstützt die eisige Kälte, die das Album verströmt, wunderbar, doch in Sachen eigener Note herrscht Fehlanzeige. Auch das wäre nicht so tragisch, wenn nicht alles schon hier und da zu Hauf existieren würde. So bleibt das beste Stück am Ende auch das DISSECTION-Cover. Das ist schon fast symptomatisch oder? Dies ist gar nicht böse gemeint und wer nicht über den Tellerrand blicken mag, wird mit BLODHEMN sicher eine weitere Kapelle finden, die ihn zufriedenstellt. Wer allerdings auf ein eigenes Profil hofft, seien es auch nur Nuancen, wird hier bitter enttäuscht. Insofern, souveränes, gutes Mittelmaß.

20.05.2012

Chefredakteur

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