Blizzen - World In Chains

Review

Mit ihrem Debütalbum „Genesis Reversed“ legten BLIZZEN im Jahr 2016 eine Meisterleistung in Sachen Heavy Metal vor. Am Nachfolger „World In Chains“ haben die Hessen vier Jahre gefeilt. Das schürt die Hoffnung, dass sie ihr hohes Niveau halten können.

BLIZZEN öffnen das Tor zur Hölle

Wenn die „Gates Of Hell“ einmal offen stehen, lassen BLIZZEN wieder all ihre Trademarks von der Leine. Klassische Metal-Riffs treffen auf eine pumpende Rhythmusfraktion, gekleidet in eine trockene Produktion. Nur das gemäßigte Tempo des Opener überrascht.

Doch wer jetzt befürchtet, die Truppe hätte ihre Aggressivität komplett über Bord geworfen, atmet angesichts der Speed-Kracher „Forged With Evil“ und „Forsaken Soul“ auf. Die stellen allerdings absolute Ausnahmen dar. BLIZZEN setzen 2020 nicht mehr auf durchgehend pfeilschnelle Songs, sondern auf mehr Midtempo. Der Smasher „Gravity Remains“ zeigt mit seinem Mitgröl-Refrain, wie gut das der Band zu Gesicht steht.

Die Truppe ruht sich nicht auf dem Erfolg ihres Debüts auf. Stattdessen steht „World In Chains“ ganz im Zeichen der Weiterentwicklung. Jedoch hat die Sache einen Haken: Das Songmaterial erreicht nicht die Hitdichte des Vorgängers.

„World In Chains“ schwächelt

Ein Track wie „Serial Killer“ ist zwar um Epik bemüht. Die Gesangslinien zünden allerdings nicht. Frontmann Daniel Steckenmesser war zugegenermaßen noch nie der versierteste Sänger. Dafür punktete er auf „Genesis Reversed“ mit einer ungestümen Art, die perfekt zu den energiegeladenen Songs passte. Die komplexer arrangierten Stücke von „World In Chains“ benötigen aber einen Frontmann, der technisch weitaus fitter ist.

Besonders deutlich wird das in „Lust“. Der Song pendelt zwischen düsteren Momenten, Anflügen von Melancholie und stampfendem Heavy Metal. Gerade in den ruhigeren Passagen fehlt es Steckenmesser an stimmlicher Power, um die geforderten Emotionen angemessen zu transportieren.

Mutig, aber nicht rund

BLIZZEN trauen sich wahrlich etwas. Eine zweite Platte voller Speed-Metal-Krachern hätte ihnen die Fangemeinde ohne zu fragen aus der Hand gerissen. Doch genau das ist „World In Chains“ eben nicht. Dieser Mut zahlt sich am Ende des Tages aber nur bedingt aus. Während die Instrumentalfraktion einen durchweg guten Job macht, hinkt der Gesang hinterher.

Augenscheinlich wollen BLIZZEN mehr als eine weitere Speed-Metal-Kapelle sein. Für den Moment funktioniert die Band aber immer noch am besten, wenn sie sich auf Bewährtes verlässt. Und wer das möchte, sollte lieber nochmal „Genesis Reversed“ auflegen. Darauf spielte die Band ihre Stärken gekonnter aus.

04.05.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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