Ich bin zu alt für sowas! Genau das war mein Gedanke nach den ersten 30 Sekunden Spieldauer von BLITZ KIDS‘ aktuellem Werk „The Good Youth“.
Außen (auf dem Cover) blickt dem Beobachter ein Einhorn-Skelett oder ein trauriger Topfschnitt-Bubi entgegen – innen (während des Zuhörens) hüpfen Einhörner über regenbogenbelagerte Wiesen und erfreuen sich, von der Sonne bestrahlt, ihrer Existenz. Kurz gesagt: BLITZ KIDS sind am besten mit den Worten „Brit-Punk“ und „Emo“ zu bezeichnen und die 43 Minuten Spieldauer gleichen einem Ausritt mit Freunden bei strahlendem Sonnenschein. „The Good Youth“ ist das dritte Album der vierköpfigen britischen Gruppe und für die Produktion ist John Feldmann, der unter Anderem für THE USED gearbeitet hat, verantwortlich.
Dabei klingt es stark danach, als hätten die Macher etliche Stunden BLINK 182, BEATSTEAKS, KAIZERS ORCHESTRA und 30 SECONDS TO MARS gelauscht – aber irgendwie vergessen, dass der eigentliche Sinn eines Albums eher die Verwirklichung der eigenen Band und deren Stils ist.
Dabei ist „The Good Youth“ keinesfalls ein schlechtes Album; die Produktion ist tadellos, Sänger Joe James hat eine klare und feste Stimme, die Gitarren klingen auch bei den akustischen Parts ganz gut und ich bin mir sicher, dass die Mädchenherzen zu den elektronischen Drums / Tönen und den vielen „ohohohoo“-Chören nur so dahin schmelzen. Doch das Album läuft absolut unspektakulär durch und bietet außer Radio-fähigem-08/15-Geplätscher leider nichts, das besonders hängen bleiben würde – außer vielleicht erhöhtem Blutzucker und Karies. Und Einhörnern (und wieder das Coverbild…). Es ist eben wie ein ganz normaler Sommertag und so hört es sich auch an: Hell, weit, gut gelaunt, aber nichtssagend.
Dieser Schönwetter-Faktor ist hoch: „Sometimes“ beispielsweise könnte von JEDWARD geschrieben worden sein, „Pinnacle“ entspricht jeglichem herzerweichenden Boyband-Klischee und „All I Want Is Everything“ würde einfach super zu einer Ritter-Sport-Werbung passen: Man beißt in eine Tafel Schokolade, strahlt und die ganze Welt lacht mit und ist glücklich und Einhörner hüpfen über grüne Wiesen mit Zuckerwatte.
Dass ich vielleicht auch einfach schon zu alt für diese Art von Musik bin, zeigt ein Blick auf die Lyrics des Songs: Der Text von „On My Own“ handelt augenscheinlich von nicht so gelungenen Alkohol-Eskapaden; Run For Cover“ von Trennungen – all das, was das Teenie-Alter halt so ausmacht, vielleicht finde ich deshalb einfach keinen Zugang zu dem Album.
Als Fazit ist nun aber Folgendes zu vermerken: Sollte man eine neue Werbung vertonen müssen, eignet sich „The Good Youth“ hervorragend, um das jugendliche Kaufverhalten positiv anzusteuern und auch im täglichen Radio-Lauf passt „Perfect“ problemlos in die Song-Liste. Wenn man jedoch guten alternativen Indie-Rock / New Wave / Synthie Pop hören will, der wirklich Spaß macht, ist man wohl mit FALL OUT BOY und den altbekannten Pappenheimern besser beraten.
Ach so – habe ich die Einhörner schon erwähnt? Über die komme ich einfach nicht hinweg.
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