Blindead - Affliction XXIX IIMXMVI

Review

Musik kann vieles sein, aggressiv, fordernd, intim oder auch aufwühlend. Im vorliegenden Falle der Polen BLINDEAD treffen all diese Adjektive zu, denn mit einem mitreißenden Mix verschiedener Elemente schafft es die Mannschaft um Ex-BEHEMOTH Gitarrist Mateusz “Havoc“ Smierzchalski mit Leichtigkeit, ein düsteres und unter die Haut gehendes Werk zu erschaffen.

Dabei erinnert der dritte Streich der Polen, “Affliction XXIX IIMXMVI“, wie auch seine Vorgänger ein wenig an Größen wie ISIS, NEUROSIS oder THE OCEAN, ohne jedoch ein einziges mal als bloße Kopie zu wirken. Ganz im Gegenteil: Die Musiker lassen sich inspirieren, bringen aber noch immer genug Eigenständigkeit ein, um ihre ganz persönliche Vision von Musik zu erschaffen. Am besten nimmt man sich für dieses Album viel Zeit, legt die Beine hoch und genießt diesen Klangkosmos mit einem guten Glas Rotwein. Dass sich hinter der Thematik von “Affliction XXIX IIMXMVI“ ein durchdachtes Konzept befindet, zeigt sich bereits in der Wahl der Songtitel, welche zusammenhängend gelesen werden müssen. Auch die direkte Aneinanderreihung der einzelnen Stücke intensiviert diesen Eindruck. Somit geht der rote Faden nicht durch unnötige Pausen verloren. Leider schaffen es aber die Musiker nicht, diesen Eindruck über die gesamte Spielzeit zu halten. Gegen Ende schleicht sich eine leichte Ermüdung ein, was den Gesamteindruck ein wenig überschattet.

Das schöne an BLINDEAD ist, dass die Musik durch eine konstante Weiterführung der Atmosphäre lebt. Somit sucht man vergebens nach großartigen Wechseln in Takt und Tempo, oder eine Menge verschiedener Riffs und Themen, all dies braucht “Affliction XXIX IIMXMVI“ nicht, um seine Daseinsberechtigung zu haben. Wenn sich wütende Gitarrenausbrüche wie eine massive Wand aufbäumen, nur um von hervorragend eingestreuten Samples wieder aufgelöst zu werden, so entsteht eine hervorragende Dynamik. Dies spiegelt sich auch in den angenehm abwechslungsreichen Vocals wieder, welche sich zwischen introvertierten Gesangspassagen und verzweifeltem Gebrüll ihren Weg bahnen und somit den Hörer ganz vereinnahmen. Ein paar zusätzliche Instrumentierungen mit Kontrabass oder Trompete sorgen des weiteren für zusätzliche Abwechslung.

Auch wenn der Opener „Self-Consciouness Is Desire And“ an ein paar Stellen an die Franzosen HACRIDE erinnert, so schaltet das folgende “After 38 Weeks“ um und bringt sogar Elemente des Chanson mit ein. Im Gegensatz dazu drückt das mächtige “So It Feels Like Misunderstanding When“ mit seinen gekonnten Wechseln zwischen laut und leise alles unter sich zusammen. Das finale “Affliction XXVII II MMIX“ mutet im Vergleich zum restlichen Material fast schon zerbrechlich an und beendet diesen emotionsgeladenen Trip leise und behutsam.

BLINDEAD bieten mit “Affliction XXIX IIMXMVI“ ganz großes Kino. Auch wenn es gegen Ende hin etwas langatmig wird, so kann dieser dritte Wurf sehr wohl überzeugen. Anhänger der oben genannten Bands dürfen gerne mal ein Ohr riskieren, verdient haben es sich die Musiker auf alle Fälle.

13.03.2011
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