Blind - The Fire Remains
Review
Es ist ja durchaus lobenswert, wenn eine deutsche Band versucht, typisch deutsche Musikklischees zu vermeiden und das Ziel, internationaler klingen zu wollen auch als grobe Marschrichtung ausgibt. Die Andernacher BLIND haben zwar in der Tat einen angenehm nach größerem Publikum klingenden Anstrich, treten auf ihrem Album „The Fire Remains“ aber so dermaßen auf die Bremse, dass man ihnen Radioeinsatz neben SILBERMOND und JULI als weitaus größere Ambition unterstellen muss.
Die weit überwiegende Teil der Songs schmiegt im biederen Mädchentempo vor sich hin, und auch wenn einiger der Nummern durchaus Klasse haben und Sänger Steve eine einfühlsame Stimme hat, die recht häufig an SUNRISE AVENUE erinnert – die Grenze zur Kompatibilität für einen Metal-Magazin wird dabei öfter unter- als überschritten. Das „Gaspedal“, sofern man es so nennen will, wird allerhöchstens mal beim (guten) Opener „Don’t Think So“ und dem recht flott vor sich hin riffenden „On The Edge“ durchgetreten, und selbst da hat man immer das Gefühl, dass sich BLIND nicht so recht trauen, mal ordentlich Gas zu geben. Ansonsten gibt es eine ganze Latte sanfter Radioballaden, von denen „Teenage Dreams“ (zu dem es ein Video auf der MySpace-Seite der Band gibt), der Titelsong und das abschließende, leicht GOTTHARD-mäßige „Moving On“ noch am meisten überzeugen können. Ein paar Ausfälle gibt es auch, und rockig ist es wie erwähnt nur stellenweise.
Mag sein, dass das gute Musik ist, die ihr Publikum finden wird, und sicher werden auch einige Freunde von Bands wie NICKELBACK oder STONE SOUR mit diesem Sound etwas anfangen können, die metal.de-Zielgruppe wird aber größtenteils nur müde gähnen. Da die Produktion auch alles andere als durchschlagend ausgefallen ist, kann man zu „The Fire Remains“ nur einen Rückschluss ziehen: Im Radio gehörts zum Besseren, insgesamt zum Verzichtbaren. Angesichts des Potenzials: Schade.