Blind The Eye - The Lion Of Lions

Review

Die portugiesischen Melodeather BLIND THE EYE mögen für viele noch ein relativ unbeschriebenes Blatt sein. 2016 in dem wohlklingenden Städtchen Santa Maria da Feira gegründet, veröffentlichte die fünfköpfige Band anno 2018 ihren Debüt-Longplayer „Arise To The Theta State“, gefolgt von der EP „Tripolarity“ (2020). Im siebten Jahr ihres Bestehens legen die Portugiesen nun ihr zweites Studioalbum mit dem animalischen Titel „The Lion Of Lions“ vor, wobei sich der Aufnahmeprozess durch das kurzfristige Ausscheiden des Sängers Dário Rosa schwierig gestaltete (wir berichteten). Allen Widrigkeiten zum Trotz kommt das fertige Werk nunmehr in die Regale; auch ein neuer Shouter wurde für zukünftige Releases engagiert.

BLIND THE EYE bedienten sich notgedrungen eines Gastsängers

Für die Aufnahmen zu „The Lion Of Lions“ wurde Ricardo Pereira von der portugiesischen Band MOONSHADE rekrutiert. Die schlechteste Idee war das sicher nicht, zumal beide Bands einen vergleichbaren Stil praktizieren. Für das Songwriting ist im Übrigen Gitarrist und Bandfounder Ramiur Sekh verantwortlich.

Im August erschien der Titelsong „The Lion Of Lions“, der schon keinen Zweifel an der musikalischen Ausrichtung von BLIND THE EYE ließ. Mit der für das Genre charakteristischen Härte – inklusive der aggressiven Growls –, geht es zur Sache. Die melodischen Komponenten kommen ebenfalls nicht zu kurz: Exemplarisch wäre hier das mit stampfendem Rhythmus ausgestattete „As Vesta’s Fire“ zu nennen, das überdies mit eingängigen, flüssigen Gitarrenläufen zu gefallen weiß. Nach ähnlichem Muster funktioniert das melodische „Aquilifer“ sowie das thrashige „Mars! Exulte!“.

„Vae Victis“ bietet mit dezenteren Abschnitten und klargesanglichen Einlagen ein bisschen Abwechslung, was dem Album hörbar guttut. „Imperial Thunder“ ist sicher ein weiterer Anspieltipp, bevor die Melodeather mit der Abrissbirne „The Humiliation Of Charon“ in puncto Speed und Härte zum Abschluss noch einmal alles auffahren, ohne dass die Nummer explizit hängenbleibt.

Solide Tracks, die sich aber schnell abnutzen

Empfehlenswert ist „The Lion Of Lions“ sicher für diejenigen, die ein Faible für die melodischen Varianten des Death- und Thrash-Metals besitzen, ohne sich dabei gebetsmühlenartig an den einschlägigen skandinavischen Bands zu orientieren. Handwerklich ist das Songmaterial grundsolide komponiert und produziert, was umso anerkennenswerter ist, wenn man bedenkt, unter welch schwierigen Bedingungen das Album eingespielt wurde.

Trotz guter Ansätze und einiger eingängiger Melodien nutzt sich „The Lion Of Lions“ allerdings recht schnell ab; der Wiedererkennungswert ist überschaubar. Die 44 Minuten Spielzeit ziehen sich ein wenig in die Länge, zumal wirkliche Highlights Fehlanzeige sind. Zwar blitzt hier und da so etwas wie Atmosphäre auf (z. B. „Crimson Duskfall“), doch aus solchen Momenten hätte man mehr machen können. Auch daran sollte die Band arbeiten, will sie nicht in der breiten Masse vergleichbarer Acts untergehen.

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23.09.2022

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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