Zugegebenermaßen kenne ich kaum Rockbands aus Österreich. Und beim Namen BLIND PETITION sprangen bei mir auch nicht gleich alle Lichter auf Grün. Von daher ließ mich die Kunde von der Wiedervereinigung dieser angeblichen Alpenkultcombo relativ kalt. Vor mehr als dreißig Jahren gegründet, gut vierzehn Jahre im Ruhestand, nun melden sich die Jungs um das Brüderpaar Hannes „Fusel“ und Bertl Bartsch im Erfolgs-Line-up mit ihrer „Bloody Reunion“ zurück.
Recht schnell wird einem klar, hier hat man es mit erfahrenen und gestandenen Musikern zu tun, denn „Bloody Reunion“ wirkt ein bisschen wie eine Zeitreise durch die Untiefen des Rock’n’Roll. Hier ein wenig Classic Rock, da etwas Rock’n’Roll, dann wieder ein bisschen Blues, viel bodenständiger Hard Rock und als Garnitur ein Spritzer Southern Rock. Macht unterm Strich eine ordentliche Mixtur und BLIND PETITION schaffen es trotzdem, sich eine eigene Note zu bewahren. Nicht zuletzt ist es Sänger Gary Wheeler (ex-BLOWIN‘ FREE, STAHLHAMMER) mit seiner sonoren Stimme, der hier für das gewisse Etwas sorgt, doch auch die einerseits unkomplizierte, andererseits vielseitige Songschreibe der Band beschert BLIND PETITION ein gewisses Maß an Eigenständigkeit. „Bloody Reunion“ ist ein typisches Feel-Good-Album: Kurzweilig, traditionell, eingängig. Ein Song wie „Wasted“ ist beispielsweise ein prächtiger Gute-Laune-Song mit AC/DC-Einschlag, beim wunderbaren Refrain von „The Big Things“ kann man sich ein Grinsen kaum verkneifen und gemächlichere Songs wie die Southern-Rock-Hymne „Even A Soldier“ oder „Follow The Rules“ eignen sich hervorragend zum melancholischen Dahinschwelgen. Doch halt! Ihr denkt, BLIND PETITION wären langweilige, alte Säcke mit langen Bärten und Vorruhestandsgrinsen im Gesicht? Weit gefehlt! Die Jungs können nämlich auch noch richtig saftig rocken und genau dann klingen die Ösis am besten: Der wuchtige Titeltrack, das treibende „Celebs“ sowie die oberkuhle Schlussrunde mit „Speed It Up“ und „Ain’t Going To Sleep“ werden euch die Ohren langziehen, bis es blutet. Ich hätte noch gerne mehr davon gehört und vor allem auf die ein, zwei mittelprächtigen Standard-Rocker verzichtet, die sich im Rahmen dieser blutigen Reunion ungefragt eingeschlichen haben, aber blutig bleibt nun mal blutig.
Mal schauen, wohin es BLIND PETITION noch verschlagen wird, ob diese Reunion nur einmal geblutet hat oder ob auch künftig weitergerockt werden darf. In jedem Fall ist ihr Comeback gelungen. Welcome back!
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