Mit dem heute eher umstrittenen „Forgotten Tales“, legten BLIND GUARDIAN 1996 zwischen „Imaginations From The Other Side“ und „Nightfall In Middle-Earth“ eine Sammlung von Covern, B-Seiten und größtenteils akustischen Neuinterpretationen bekannter Werke vor, die in der Öffentlichkeit zweifellos untergegangen ist. Zwar ist es zurecht das Album, auf das man als Fan der Krefelder am ehesten verzichten kann, sollte allein deswegen aber beim besten Willen nicht unterschätzt werden.
Gerade die akustischen Neuinterpretationen der IFTOS-Klassiker „Bright Eyes“ und „Mordred’s Song“ gehen weit über das Nachspielen ohne Elektrik hinaus und bestechen durch schlichte Genialität, so dass geschickt auch mal äußere kulturelle Einflüsse in die Strophen und Refrains eingebaut werden. Interessant sind auch die alten Songs „Lord Of The Rings“, „Black Chamber“ und „Barbara Ann / Long Tall Sally“, die im Gegensatz zu ihren ursprünglichen Versionen ein paar Strophen / Bridges dazubekamen, was im Falle des Herrn der Ringe auch ins Liveset Einzug gefunden hat. Mit „A Past And Future Secret“ hat sich aber auch eine bloße Ernüchterung eingeschlichen: Die „Forgotten Tales“ Version unterscheidet sich in keinster Weise von der IFTOS Fassung. Die Band wollte den Song nochmal veröffentlichen, weil es die erste Singleauskopplung überhaupt der Band war, und jene Publizierung des Liedes bereits ein Jahr zuvor war. Im Nachhinein ein sehr zweifelhaftes Argument.
Aufgefüllt wird die Platte durch jede Menge Coverversionen. Ein paar davon sind als Single B-Seiten oder Bonus Tracks bereits bekannt, ein paar neu; im allgemeinen aber von eher durchwachsener Qualität. Einzig die Singleauskopplung „Mr. Sandman“, sowie das schlichtweg coole Mike Oldfield Cover „To France“ können durchweg überzeugen und machen auch nach etlichen Hördurchgängen noch Spaß.
Nichtsdestotrotz handelt es sich hier um eine gute Scheibe, die man auch nach Jahren immer wieder gern aus dem Regal nimmt. Gerade „Bright Eyes“ und „Mordred’s Song“ rechtfertigen den Kauf über alle Maßen und sollten als Argumente ausreichen – die übrigen 11 Tracks tun ihr übrigstes. Natürlich geht die restliche Diskographie aber vor.
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