Blind - Blind

Review

»Wir versuchen nicht, amerikanisch zu klingen. Wir wollen nur vermeiden, typisch deutsch zu klingen.« Dieses Statement von Bandgründer und -leader Fabian Zimmermann ist zugleich das Motto, welches sich die deutschen Newcomer von BLIND auf die Fahne geschrieben haben, und treffen damit sehr genau den Kern ihrer Musik.

Um ihren Sound zu erreichen, haben sich BLIND reichlich Zeit gelassen, mehr als jede Durchschnittsband. Seit 2002 sind sie unterwegs und haben sich in ihrem langen Demostadium geschworen, den Schritt zum Debüt erst dann zu wagen, wenn alles stimmt: Songs, Produzent – und eben ihr Sound. Wie sieht es also mit der Gewichtung aus? Amerikanisch? Typisch Deutsch? Das sind natürlich Klischees und deshalb soll hier auch keine Grundsatzdiskussion losgetreten werden.
Fakt ist, dass sich BLIND erfreulicherweise nicht in die immer noch angesagte Deutschrock-Welle (Namen brauche ich ja sicherlich nicht zu erwähnen) einreihen, in welcher uns ja selbst Oberpeinlichkeiten wie Cinema Bizarre nicht erspart bleiben. Vielleicht meinen sie das mit „typisch deutsch“, und damit würden sie auch meine Beobachtung teilen, dass die meisten, wirklich guten deutschen Bands (egal ob nun Metal, Rock oder Alternative) so ganz und gar nicht wie ihre kommerziell erfolgreicheren Kollegen klingen.

Was die amerikanische Seite betrifft: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Nu Metal und Rock jenseits des Atlantik spürbaren Einfluss auf die Musik von BLIND geübt haben, aber das „nicht versuchen“ kann hier als „nicht kopieren“ ausgelegt werden. Sie wollen kein Imitat sein. Viele Hörer werden schnell einen Vergleich mit LINKIN PARK aus der Tasche ziehen, der sicherlich berechtigt ist, aber als Einzelbeispiel zu einseitig wäre.

Ohne hier ein Namedropping-Feuerwerk entfachen zu wollen, sei nur eine weitere Band genannt, die mir beim Hören in den Sinn kommt: 3 DOORS DOWN. Die passen nun nicht so sehr zu LINKIN PARK, sollen aber die Vielseitigkeit von BLIND aufzeigen. Die vier Jungs bedienen sich aus einem weiten Spektrum aus modernem Metal, Alternative Rock und Pop-Elementen und erschaffen damit knackige, mitreißende Songs ebenso wie gefühlvolle Balladen. „Blind“ ist ein rundum überzeugendes Debüt, auf dem sich augenscheinlich nur das Beste der vergangenen Jahre eingefunden hat, und welches dank seiner stilistischen Variabilität auch viele Hörer finden wird. Anspieltips: Das Album. Durchhänger: Keine.

Helfende Hände haben BLIND in Form von Vincent Sorg erhalten, der als Teil des Produzententeams „Resetti Brothers“ schon viele Alben namhafter Künstler vergoldet hat. Manchen mag die Platte zu glatt, zu kalkuliert erscheinen, zu sehr auf massenwirksame Effekthascherei schielend. Dem ist zu entgegnen, dass „Blind“ trotz allem kein Produzentenalbum geworden ist. Hinter den 13 Songs steht die Band, und wenn die Songs sich so leicht entfalten und funktionieren, dann vermutlich deshalb, weil BLIND nach sechs Jahren so langsam den Dreh dafür raus haben. Wären sie Trendhopper, würden sie so aussehen wie Tokio Hotel, texten wie das Humpe-Gespann und musizieren wie April, Mai, Juni, Juli, … got it?

„Blind“ ist ein typisches Best-Of-Debüt, ein Kondensat der wertvollsten Erzeugnisse, das Produkt am Ende einer langen Teststrecke. Dass sie bei einem Majorlabel gelandet sind, verdanken sie sicherlich nicht zuletzt ihrer Geduld und ihrem Idealismus, der sich für sie auszahlen wird. Und das vielleicht nicht nur in Deutschland, denn mit ihrer Musik sind BLIND in vielen Ländern zuhause.

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22.01.2008

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1 Kommentar zu Blind - Blind

  1. blackchest sagt:

    Ein starkes Album! Auch wenn hier vieles sehr glatt und extrem massenkompatibel rüberkommt, sind die Kompositionen ausgefeilt, eingängig und mitreißend. Bin gespannt, ob ein ähnlich superbes zweites Album erscheinen wird…BLIND sind zur Zeit allerdings Hoffnungsträger Deutschlands, zumindest was den Bereich im Alternative Rock angeht.

    8/10