Blessed Hellride - Booze'N'Roll

Review

Schon zu Zeiten ihrer Gründung 2010 nahmen es BLESSED HELLRIDE in Punkto Eigenständigkeit nicht so genau. Damals spielte man noch Glam und Sleaze Rock, wähnte ein Mitglied namens Rikki Roxx in seinen Reihen und wem das wohl zur Ehre gereichen sollte, kann ja jeder mal selbst recherchieren. Für die vorliegende zweite EP „Booze’n’Roll“ nahm man zwar eine stilistische Neuorientierung vor, schmeisst aber immer noch mit halbgelungenen Pseudonymen um sich und lässt schon beim Lesen des Bandnamens die Hosen erneut runter, bevor auch nur eine Note gespielt ist,…

…denn offensichtlich triefen BLACK LABEL SOCIETY in Reinform aus allen möglichen Poren der Band aus Trier. Auch CHROME DIVISION, CLUTCH, GLUECIFER oder BREED scheint das Quintett mit der motoröligen Muttermilch aufgesogen zu haben. Mit den als Einfluss selbst angeführten DOWN ist dagegen nix, dafür fehlt hier den fünf EP-Tracks eindeutig die Dynamik und der Südstaaten-Spirit aber hey, es kann ja nicht jeder im Umfeld von Suff, Drogen, Familientragödien, auf der Bühne erschossenen Ex-Mitgliedern und genredefinierenden Bands geschweige denn in NOLA großgeworden sein.

Das mag jetzt alles ganz böse und gehässig und wie der Auftakt zu einem zünftigen Verriss klingen – aber damit würde man BLESSED HELLRIDE Unrecht tun. Denn das, was sie machen, machen sie durchaus gut. Für eine Eigenproduktion ist „Booze’n’Roll“ erfreulich fett und rotzig produziert, auch wenn das letzte Quäntchen Druck vor allem hinter den Klampfen noch fehlt. Trotz allen Copy Cat-Vorwürfen, die sich BLESSED HELLRIDE nun mal stellen müssen, sind die Kompositionen in sich stimmig und rund. Die Soli und Leads sind abgesehen von einigen Unsicherheiten und Stockfehlern spritzig und der Stimme von Fronter Tiny Fuel darf man das andichten, was gemeinhin als Rockröhre bezeichnet wird. Zum Kratzigen und Ungeschliffenen gesellt sich gar noch ein Schuss klassischer Heavy Metal in den höheren Tonlagen. Zudem wird mit „Back From Hell“ eine saftige Country Ballade mit Mundharmonika-Romantik und Horror Punk-Gesang (THEE FLANDERS lassen grüßen) aufgefahren, mit der BLESSED HELLRIDE ein wenig aus ihrem eng gesteckten Korsett ausbrechen können. Für das für Anfang 2014 angekündigte Debut Album muss aber definitiv mehr Eigenständigkeit oder Hittauglichkeit her, um aus der Fünf-Punkte-Region auszubrechen.

20.08.2013

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