Bleeding Through - Declaration

Review

Die Metalcore-Szene wird langsam erwachsen. Dieser Satz ging mir ganz spontan und relativ wertfrei durch den Kopf als ich die ersten Töne nach dem Intro von „Declaration“ hörte. Zudem sind BLEEDING THROUGH ohnehin eine von diesen Bands, bei denen ich es bis heute nie so ganz verstanden habe, warum sie immer wieder aufs Neue in die Metalcore-Ecke geschoben werden, obwohl ihre Musik nur bedingt mit diesem Genre konform geht. Sie haben zwar ein paar von diesen typischen Hüpfanteilen in ihren Songs aber auch viel offenen Metal-Stoff. Sie bedienen sich beim Death Metal ebenso wie beim Thrash (manche Riffs sind genau das) und sonstigen extremen Metal-Stilen.

Das Album wurde übrigens von Hitzkopf Devin Townsend produziert, was man auch deutlich heraushören kann. Umso verwunderlicher ist es, dass nach meinem Geschmack ein paar Defizite zu entdecken sind. Zwar klingt das Album insgesamt vollmundig und je nach Gefühlslage in den einzelnen Parts werden hier bestimmte Instrumente hervorgehoben, aber der Sound ist besonders bei den Drums recht dürftig. Der Felldrescher klingt viel zu steril und fast schon künstlich. Wenn man an der Genauigkeit nicht spüren könnte, dass hier ein Mensch trommelt, könnte man rein vom Sound her auf den Gedanken kommen, das Schlagzeug käme aus der Konserve.

Kritisch muss man auch den Gesang sehen, der nach meinem Empfinden bei genauem Hinhören ein wenig isoliert vom Rest der Musik wirkt. Gitarren und Drums kommen trocken und maschinell rüber und der Gesang ist leicht mit Hall unterlegt, was sich in meinem Kopf einfach nicht homogen zusammenfügen will. Mit dieser Machart kann man heutzutage höchstens Neulinge beschubsen…

Die Gitarren gehen zwischenzeitig auch immer mal wieder ein klein wenig unter, was ich recht schade finde, denn gerade die packenden Riffs sind es, die „Declaration“ zu etwas Besserem machen. Den Bass kann man zudem nur mit Phantasie ausmachen und…, aber lassen wir die Meckerei und schauen, was die Lieder zu bieten haben.

Erstaunlicherweise funktionieren die Songs auch oder trotzdem mit den weiter oben genannten Kritikpunkten ganz gut und natürlich haben wir es hier mit modernster Metal-Spielweise (Breakdown ick hör dir trapsen) zu tun. Die Songs bewegen sich erstaunlich oft im Uptempo-Bereich, was der Band sehr gut zu Gesicht steht. Auch die eingebauten Keyboard-Elemente passen zu BLEEDING THROUGH, selbst wenn hier und da wieder die üblichen Unkenrufe „Kinderkam“ oder „zu modern“ aufkommen werden. Clean-Gesänge der Marke SOILWORK oder SCAR SYMMETRY werden auch verwendet, wobei die meiste Zeit mit extremer Stimme rumgekrächzt und gekreischt wird. Full Power ist also über die gesamte Spielzeit garantiert, mal abgesehen vom Intro und dem kleinen Zwischenspiel „The Loving Memory Of England“.

Ist man in Bezug auf die klanglichen Feinheiten weniger anspruchsvoll und will sich einfach nur die Birne zuballern lassen, liegt man mit „Declaration“ goldrichtig. Wer moderne Metal-Musik mit leichtem Hang zu (mittlerweile) unschönen Wörtern wie Metalcore verabscheut, sollte vorsichtig an die Sache herangehen. Wenigstens einmal Probehören müsste jedoch für alle Parteien drin sein. BLEEDING THROUGH haben es sich jedenfalls verdient, trotz aller Kritik von mir.

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30.09.2008

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