Gegründet wurde dieses Trio im letzten Jahr, genauer gesagt am 17. März, als PSYCHOTIC WALTZ in Hamburg gastierten. Besagtes Konzert schien die drei aus Stade stammenden Burschen dermaßen beeindruckt zu haben, dass sie es fortan selbst als Band versuchen wollten. Nachvollziehbar insofern, denn wer diese Gott-Band je live gesehen hat, wird wissen, wie imposant deren Gigs sind. Das scheint auch in diesem Fall so gewesen sein, so dass sich Haye Graf (Gesang, Keyboards), Marc Nickel (Gitarre, Bass) und Jörg von der Fecht (Gitarre, Bass, Programming) letztendlich auch gleich den Bandnamen bei der Prog-Ikone ausgeborgt haben.
Interessant zu erwähnen ist, dass die drei Musiker zwar zuvor noch nie zusammengespielt haben, sich aber von diversen vorherigen Projekten kannten und im Unterbewusstsein sehr wohl schon in etwa eine Ahnung gehabt haben, was ihnen bei BLEEDING vorschwebte. Ich weiß, das klingt eigeneartig, ich bin aber deshalb davon überzeugt, weil ich es anders nicht erklären kann, wie ein erstes Demo wie eben „Bleeding“ vor Ideen und Stilvielfalt nur so strotzen kann. Klar ist die Erwartungshaltung an eine Truppe, die sich auf PSYCHOTIC WALZ beruft eine gewaltige, doch ein solch‘ überzeugendes Ergebnis hätte ich beim besten Willen nicht erwartet.
Ohne jetzt zu sehr in Euphorie versetzt zu wirken, selbstverständlich ist noch Luft nach oben und vor allem der Gesang kommt noch nicht immer felsenfest, doch in Summe ist die Darbietung dennoch überaus beeindruckend. Und zwar deshalb, weil sie keineswegs einfach „nur“ feinen Prog Metal kredenzen, sondern diesen ungemein spannungsgeladen und vielschichtig darzubieten wissen und zudem die Songs an sich immer im Fokus gehabt haben.
An Inspirationen gibt es dabei zwar jede Menge zu vernehmen, doch das Trio hat es geschafft, sich dabei keineswegs zu eindeutig festzulegen und vermeidet es auch gekonnt, sich zu auffällig zu bedienen. Neben Buddy Lackey und Konsorten scheint man in erster Linie das Werk und Wirken des Herrn Warrel Dane (und zwar sowohl – damals wie jetzt – bei SANCTUARY, wie auch bei NEVERMORE) zu schätzen zu wissen – nachzuhören im vertrackten Opener „Tempest Of Colours“, das zusätzlich mit einer feinen Doom-Duftnote versehen wurde, wie es auch die Seattle-Heroen in ihren Anfangstagen taten.
„Voices“ verzückt danach nach einem massiven thrashlastigem Beginn mit sattem Groove und einem zwingenden Refrain im Stile der früheren SYMPHORCE, ehe es erneut amtlich zur Sache geht und man abermals feine, technisch versierte Bay Area-Riffs (mit freundlichen Grüßen von FORBIDDEN) serviert bekommt. Mit dem zunächst schleppenden, namensgebenden Titeltrack geht es weiter, die balladesken Sequenzen lassen erneut Reminiszenzen an die „Namenspatronen“ erkennen, die Atmosphäre jedoch erweckt in mir eher das Verlangen, mir endlich wieder einmal DEADSOUL TRIBE anzuhören.
Mit dem komplex arrangierten und verschachtelten „Souldancer“ beenden BLEEDING ihren Szene-Einstand in Manier der frühen COMMUNIC und lassen uns wissen, dass im hohen Norden Deutschlands eine weitere junge, hungrige Band am Start ist, die Progressive Metal auf kraftvolle Manier und in erhabener Machart darzubieten weiß.
Ich hoffe, dass uns BLEEDING in Bälde mit einem „abendfüllenden“ Werk die Ehre erweisen und auf diesem ebenso überzeugen können. Dann nämlich sehe ich in diesem Trio eine Formation, die in die Fußstapfen von Underground-Heroen wie SECRECY oder POVERT’S NO CRIME treten kann und den Norden Deutschlands wieder zu Institution für jene Sounds werden lässt!
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