Bleed The Sky - Paradigm In Entropy

Review

Auf die erste Flutwelle eines Tsunamis folgt fast immer eine zweite Woge. Diese fällt zwar schwächer aus als die erste Wasserwand, bricht aber dafür fast noch unerwarteter herein, da jeder meint, nach dem ersten Brecher hätte sich alles wieder beruhigt. So hat sich vieleicht mittlerweile jeder Überlebende gegen das Heranbranden der ersten Ausläufer der New Wave Of American Heavy Metal, die auf solche illustren Namen wie SHADOWS FALL, LAMB OF GOD oder CHIMAIRA hören, ausreichend gewappnet. Kleinere Nachläufer wie die Kalifornier von BLEED THE SKY könnten aber weniger beim Anbringen der Schutzvorrichtungen bedacht worden sein.
Doch ob diese Tatsache ihrem Debüt „Paradigm In Entropy“ zum Vorteil gereichen kann? Mal sehen! Tut man das Sextett beim Genuss des Openers „Minion“ noch als gute, aber verdammt dreist abkupfernde CHIMAIRA-Kopie ab, wandelt sich dieses Bild im Laufe des Wellengangs dieser Platte ein wenig. Diese Jungs haben nämlich weit mehr drauf, als stur und brachial im Stakkato-Rhythmus samtliche Promenaden ihres Heimatstrandes zu überschwemmen und zu verwüsten. Ein Stück wie „Gated“ offenbart z.B. die sphärische und getragene Seite dieser Band, die sämtliche Häuserfassaden eher umschmeichelt, bevor die Naturgewalt in „Skin Un Skin“ durch das Zitieren der hohen Melodiösität von ILL NINO langsam ihren dunklen Schatten auf seine wehrlosen Opfer wirft, nur um danach mit dem fast schon Death Metal-lastig beginnenden, mordsmäßig groovenden „Division“ gnadenlos über sie hereinzubrechen und komplett mit sich zu reißen.
So lässt sich an „Paradigm In Entropy“ wenig bis gar nichts beanstanden. Ein riesengroßes Problem können BLEED THE SKY aber nicht umschiffen: So heftig ihr musikalischer Tsunami auch allerorts gegen die Küsten, Strände und Deiche branden wird, er kommt zu spät, um seine volle Wirkung zu entfalten. Fast alles ist bereits dem Erdboden gleich gemacht und vollends zerstört. Die Schuld muss man turmhohen Superbrechern der Marke SHADOWS FALL, CHIMAIRA, LAMB OF GOD oder GOD FORBID in die Schuhe schieben. Übrig geblieben sind nur noch ein paar wenige Palmenrümpfe und versteckt liegende Strandbars. Ob das für einen kleineren Vertreter der NWOAHM genug ist?

13.04.2005
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