Zwei Jahre nahmen sich die Münsteraner BLEACH&CHLORINE Zeit, um an ihrem Debütalbum zu feilen, nachdem man sich 2009 in der heutigen Besetzung zusammengefunden hatte. Vorher existierte die Band bereits seit 2005 unter dem Namen NOIR – ursprünglich als Soloprojekt von Sänger Markus Pott gegründet, wurde jedoch nach der „Demo(n)“ von 2007 beschlossen, das Ganze zu einer vollständigen Band zusammenwachsen zu lassen, sich von den Gothic-Einflüssen zu verabschieden und dann unter eben jenem, weniger mit Klischees behaftetem neuen Namen Gas zu geben.
Zwei Jahre hat es also gedauert, bis „Life At The Bottom Of The World“ das Licht der Welt erblicken durfte, in Zeiten des Herunterladen-anhören-vergessen-wegwerfen-Schemas sicherlich eine lange Zeit, die dem Album jedoch hörbar zu Gute kommt: Die zehn Songs auf dem Debüt der vier Westfalen wirken von Anfang bis Ende ausgereift, durchdacht, professionell und technisch einwandfrei gespielt. So sind die Songs allesamt nette Rocksongs, die oft an die METALLICA der Neunziger erinnern, also mehr im Bereich des New oder Alternative Rocks angesiedelt sind, aber auch leicht progressive Elemente enthalten – wer auf erdigen Rock steht, ist demnach bei BLEACH&CHLORINE auf jeden Fall fehl am Platz, hier gibt es moderne, oft ruhige, technisierte Rockmusik zu hören. Die ist, wie bereits gesagt, technisch einwandfrei gespielt, hat aber das große Manko, dass wenig wirklich hängen bleibt. Dazu fehlt es ein bisschen an Krachern, an dem einen oder anderen eingängigen Refrain, an Eigenständigkeit und an Dynamik. Hilfreich wäre auch eine etwas druckvollere Produktion gewesen, die der Instrumentalfraktion mehr Raum gönnt. So steht die eigenständige Stimme Markus Potts ständig ganz weit im Vordergrund. Das ist nicht unbedingt etwas schlechtes – die Stimme klingt angenehm düster und eigen und der Mann kann auch durchaus singen, aber für den Gesamteindruck wäre es vielleicht von Vorteil gewesen, den Instrumenten mehr Raum zu geben.
So ist „Life At The Bottom Of The World“ sicherlich alles andere als ein schlechtes Album – aber es ist auch weit davon entfernt, ein Meilenstein zu sein. Genrefreunde dürfen zugreifen, sollten aber nicht mit mehr als Genredurchschnitt rechnen (wenn auch mit sehr gutem Gesang) – auch, wenn ich der Band in Zukunft noch einiges zutraue.
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