Blazon Rite - Endless Halls Of Golden Totem

Review

Gates Of Hell Records und ihr Mutterlabel Cruz Del Sur sind zweifelsohne gerade die heißesten Labels, wenn es um traditionellen Edelstahl geht. Mit BLAZON RITE stellt sich nun eine Truppe vor, die bereits im vergangenen Jahr mit einer EP namens “Dulce Bellum Inexpertis” einige Aufmerksamkeit des Untergrunds auf sich ziehen konnte. Werden die US-Amerikaner also das nächste große Ding nach TRAVELER, RIOT CITY und Co?

Der erste Eindruck von “Endless Halls Of Golden Totem” zeugt von Spannung

Das leicht trashige Bandlogo, das an teutonische Klassiker der Achtziger erinnert und das opulente, fantasievolle Cover Artwork ziehen schon mal in den Bann. Vor 35 Jahren, als Plattenläden anstelle des Internets der Recherche und dem Entdecken von neuer Musik dienten, hätten BLAZON RITE sicher gleich einige Blindkäufe abgesetzt. Chapeau, so sieht ein traditionelles Metal-Album aus, das Lust auf mehr macht.

Schon die ersten Töne des Openers “Legends Of Time And Eidolon”, eigentlich aber der gesamte erste Durchlauf des Albums mit dem etwas sperrigen Namen machen den Eindruck einer grundständig überzeugenden Platte. Ein warmes, irgendwo zwischen VISIGOTH und IN SOLITUDE rangierendes Sounddesign; kräftige Vocals, die sich überwiegend im mittigen Bereich ansiedeln und prinzipiell abwechslungsreiches Songwriting – alles Faktoren, die sich auf dem Papier nach einem künftigen Klassiker anhören.

Auf dem Debüt von BLAZON RITE machen sich die Mängel erst im Laufe der Zeit bemerkbar

Je öfter die Platte läuft, desto merklicher werden jedoch die Schwächen der Band. Auf den ersten Hör wirken BLAZON RITE angenehm kauzig (was ja häufig nur ein Synonym für “Eigentlich Mist, gefällt mir aber trotzdem”) ist; genau dieser Punkt wirkt von Mal zu Mal fahriger und ungewollter. So fallen bereits ab dem ersten Song ungewöhnliche Synthie-Sounds auf, die zunächst den Charme der Kollegen von MAUSOLEUM GATE zu haben scheinen, aber irgendwann anfangen, latent zu nerven. Selbiges gilt für die hippiesken Siebziger-Prog-Einschübe, die beispielsweise der Titelsong bietet. Derlei Reisen in die Vergangenheit sind meist zutiefst liebenswert und bestechen oft durch schöne Ideen. Auf “Endless Halls Of Golden Totem” wirken genau diese Retro-Parts nach und nach immer blasser. Die Synthies werden irgendwann ein richtiger Störfaktor, da sie sich einfach nicht so richtig in den Gesamtkontext des Albums einfügen wollen.

Darüber hinaus ist Sänger Johnny Halladay einfach kein Jake Rogers (VISIGOTH). Obwohl beide über eine sehr ähnliche Koloratur verfügen, gelingt es letzterem häufig, durch Leidenschaft und das richtige Maß Pathos in ehrfürchtige Fesselstarre zu versetzen. Auf “Endless Halls Of Golden Totem” geriert der Gesang leider schrittweise immer monotoner, bis er irgendwann zum leichten Ärgernis wird. Der Mann hat eine gute und kraftvolle Stimme, die er aber fast ausschließlich im gleichen Register einsetzt.

Für Kauz-Gourmets lohnt sich ein Testlauf

Das soll natürlich alles nicht so klingen, als wäre “Endless Halls Of Golden Totem” ernsthaft Scheiße. Überhaupt nicht. Das Problem von BLAZON RITE ist nur, dass es momentan – eben auch auf dem eigenen Label – eine Vielzahl packenderer Bands ähnlichen Stils gibt. Das soll allerdings nicht heißen, als wären BLAZON RITE fortan völlig abgeschrieben: Das Potential zur Entwicklung ist definitiv vorhanden. Zudem gibt es zweifelsohne eine Menge Menschen, die genau dieses Maß an Kauzigkeit nicht stört, sondern es sogar zu schätzen wissen. Nur zu – angenehme Unterhaltung gibt es allemal.

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21.05.2021

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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