Blaze Of Perdition - Upharsin

Review

Flott sind sie und offenbar kreativ besessen. Nachdem drei Viertel von BLAZE OF PERDITION vor einem halben Jahr mit dem Projekt MĀNBRYNE ein starkes Album namens “Interregnum” veröffentlicht haben, serviert die schon wesentlich länger aktive Verdammnisflamme mit “Upharsin” vier Jahre nach “The Harrowing Of Hearts” ihr nunmehr sechstes Album.

Vorweg genommen sei, dass uns bewusst ist, dass Vizun, Drummer in beiden Bands, für drei Jahre auch bei den geistigen Dünnbrettbohrern von GRAVELAND gespielt hat. Wir verlassen uns mal auf die Aussage von Sänger Sonneillon im Interview mit den Kolleg:innen vom Deaf Forever, dass dieses Intermezzo nur ein Session-Job war, um Engagements als Drummer zu sammeln. So glaubhaft die kritische Aussage des Sängers, so schwach ist diese Ausrede für einen studierten Politikwissenschaftler wie Vizun. Intellektuelle Redlichkeit geht jedenfalls anders!

BLAZE OF PERDITION melden sich mit einem Ausrufezeichen zurück!

Sonneillons Aussagen zufolge, ist “Upharsin” musikalisch wieder orthodoxer als seine Vorgänger. Die Beschreibungen der textlichen Inhalte hingegen lesen sich verhältnismäßig weltoffen: das Album sei von gesellschaftlichen Entwicklungen beeinflusst und stelle Kollektivzwang, Ideologie und Religion in Frage. Der vollständige Wechsel zurück in die polnische Muttersprache von BLAZE OF PERDITION macht diesen Umstand für Außenstehende zwar schwerer nachvollziehbar, passt jedoch elegant zur Musik.

Diese ist durch den Wechsel der Textsprache noch näher an MĀNBRYNE herangerückt und dem gelungenen “Interregnum” zum Glück ebenbürtig. Mit ebenso wuchtigem Sound und majestätischer Atmosphäre geben sich BLAZE OF PERDITION zwar eine Spur brutaler, doch ebenso musikalisch durchdacht. Wie “Przez Rany” oder “Niezmywalne” zeigen hat das Quartett ein gutes Gespür für einprägsame, zugleich kitsch- und schunkelfreie Melodien. Dass eine zeitgemäße Produktion nicht zwingend gleichzusetzen mit dem Fehlen von Atmosphäre ist, belegt beispielsweise der fast zehnminütige Schlusstrack “Młot, Miecz I Bat”. Zudem kommen die stets überlangen Songs gut auf den Punkt, haben genau das richtige Maß an Abwechslung und wissen, dass Finsternis am besten mit einer schwachen Dosis Licht zur Geltung kommt.

“Upharsin” wird zum Diskografie-Highlight

“Upharsin” ist unterm Strich ein Black-Metal-Album, das man in dieser Güteklasse nicht alle Tage geboten bekommt. Dass drei von vier Mitgliedern ein beinahe identisches Nebenprojekt betreiben, lässt zwar die Frage nach gewissen Existenzberechtigungen aufkommen, schmälert jedoch selbstverständlich nicht die Qualität. Die Musiker sind jedenfalls ein Garant für durchdachten, zeitgenössischen Black Metal. Nun wäre nur noch schön, wenn wir uns in Zukunft nicht mehr der enervierenden Frage widmen müssten, ob sich unter Black-Metal-Maskerade nicht doch irgendwo ein trauriges Braunhemd versteckt. Nazis und Naziversteher im Black Metal sind nämlich so überflüssig wie ein Pickel in der Achselhöhle.

12.04.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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