Was mit BLAZE BAYLEY geschehen ist, ist eine einzige Ungerechtigkeit. Obwohl er von den meisten auf sein Intermezzo als Sänger von IRON MAIDEN reduziert wird, hat er sich eine beachtliche Solokarriere aufgebaut, welche einfach nicht die Liebe und den Respekt bekommt, die sie auch tatsächlich verdient hat. Immerhin hat der britische Sympathiebolzen ein paar der wichtigsten Metal-Alben der Neuzeit veröffentlicht: Die „Infinite Entanglement“-Trilogie bietet nichts als Edelstahl mit tollen Hooks, Riffs und einer charakteristischen Gesangsperformance.
Mit „Circle Of Stone“ liefert Blaze nun sein 11. Studioalbum und feuert dabei aus allen Rohren.
Blaze vs. Bruce
2024 ist das Jahr, in dem sowohl Blaze als auch Bruce Dickinson ein Soloalbum veröffentlicht haben. Obwohl Vergleiche unangebracht wären, drängen sie sich förmlich auf. Mitte der 90er wunderten sich nämlich nicht wenige, warum gerade Blaze den heiß begehrten Posten des Maiden-Fronters bekommen hat. Doch das Hören von „Circle Of Stone“ erinnert uns daran, dass er die perfekte Wahl gewesen ist: Wo die Stimme von Dickinson episch, theatralisch und euphorisch gewesen ist, war die von Blaze reduziert, intim und melancholisch. Gerade weil er das absolute Gegenteil von Dickinson ist, konnte sich das „The X-Factor“-Album erst zu dem Ausreißer mausern, als dass es sich doch noch entpuppt hat. Ein Song wie 2 AM hätte auch von KATATONIA stammen können und wäre mit Dickinson nicht denkbar gewesen.
Doch genug von der Vergangenheit. Spätestens seit dem Blaze die Jungs von ABSOLVA als seine Backing Band engagiert hat, ist sein Solo-Material auf Kurs. Der flotte Opener „Mind Reader“ ist das perfekte Beispiel dafür. Die Mannen um die Gebrüder Appleton sind hervorragende Sparringspartner für Blaze, obwohl sich dieser im Video im Schattenboxen übt. Hits wie“The Year Beyond This Year“ oder „Ghost In The Bottle“ sind das Resultat einer hochprofessionellen und gut geölten Band, die genau weiß, was sie tut. Doch auch die schnelleren Songs lenken nicht davon ab, dass die Stimme von BLAZE BAYLEY sich eigentlich am besten für Balladen eignet. „The Broken Man“ gehört zum Besten, was er jemals in seinem Leben veröffentlicht hat. Der Vorgänger „War Within me“ wird mit „Circle Of Stone“ eindeutig getoppt.
Hat BLAZE BAYLEY sein Pulver verschossen?
Nach dem mystischen Intro „The Call Of The Ancestors“ ertönt der vorab veröffentlichte Titeltrack, welcher ein Duett mit dem WOLF-Frontmann Niklas Olsson darstellt. Obwohl der Song genau ins Schwarze trifft und wirklich klasse ist, fällt das Album danach im letzten Drittel leicht ab. Zusammen mit dem Opener waren also zwei der stärksten Stücke des Albums bereits vor Release bekannt. Obwohl man hier geneigt ist, das gesamte Album schlechter zu bewerten, wäre dies Quatsch. Es ist ja nicht Schuld des Silberlings, dass die Veröffentlichungspolitik so aussah, wie sie aussah.
Nicht nur das Niveau des Songwritings ist sehr gut, sondern auch die Gitarrenarbeit von Chris Appleton. Die Leads des Briten heben sich angenehm von dem Standardgedudel der Konkurrenz ab und sind sehr angenehm und „pleasing to the ear“. Er und die Mannen von ABSOLVA verstehen genau, welche Stärken ihr Frontmann hat und bieten ihm den Rahmen, diese auszuspielen. Der Closer „Until we Meet Again“ ist ein hervorragender Beweis dafür. Hier wird noch einmal auf die balladeske Tränendrüse gedrückt und die ganz großen Gefühle ausgepackt. Die weibliche Gesangsunterstüzung sowie die Violinenklänge erinnern musikalisch direkt an den Klassiker „What Will Come“ vom „Infinite Entanglement“ Album.
Stonehenge oder Spinal Tap?
Es ist klar, dass viele sich die Frage stellen, welches Album sich eher lohnt. Die Inflation geht an uns allen nicht spurlos vorbei. Geld für Entertainment muss also sorgfältig investiert werden. Wer hat also die Nase vorn? Blaze oder Bruce? Nun, natürlich ist BRUCE DICKINSON ein Künstler mit dem man rechnen muss. „The Mandrake Project“ ist ein Album, welches hervorragende Ideen und Performances beinhaltet. Doch „Circle und Stone“ ist roher, simpler, unterhaltsamer und authentischer. Wir haben es hier nicht mit einer Hollywood-Produktion zu tun, sondern mit einem Durchschnittstypen, welcher mit seinen Kumpels etwas auf die Beine gestellt hat. Blaze ist einer von uns und der Champion der Herzen.
Hut ab vor dem „King Of Metal“ !
Hab mich mit dem Vorgänger schon schwer getan. War es bei der Trilogie, die ja innerhalb von zwei Jahren veröffentlicht wurde noch klar, dass das stilistisch nah beieinander liegen würde, hatte ich bei war within me schon den Eindruck, da wären, trotz unbestritten toller Songs, auch Überbleibsel der Sessions zur Trilogie auf der Platte gelandet – und die Überbleibsel vom letzten Album jetzt auf diesem.
Circle of Stone befindet sich nun stilistisch auch wieder im gleichen Fahrwasser und ich hätte es schön gefunden, wenn es hier mal wieder was Neues gegeben hätte, so ist das für mich aber einfach nur mehr desselben und dann ist circle of Stone einfach das Schwächste der genannten 5 – an promise & Terror kommt eh nichts mehr ran.
Naja, ich hoffe, es wächst noch, ich sehe ihn morgen live, das hilft ja oft 😉
Nachdem War Within Me ja recht weit vom Blaze standard abgewichen ist (und schon im Bereich des Power Metals gelandet ist) geht es mit Circle of Stone jetzt eher wieder in den traditionallene Heavy Metal, den Blaze natürlich auch super beherrscht. Das Duell gegen Dickinson konnte er meiner Meinung nach auch für sich entscheiden.
Also, ich habe mich sehr auf das Album gefreut –
und muß sagen, ich hab lange nix zu geschrieben, da ich relativ enttäuscht war –
und ich in ein großer Fan- sowohl von Blaze als auch von Bruce.
Inzwischen ist einige Zeit vergangen und ich hörte das Werk mehrmals und es geht mir gut rein.
Das beste Blaze Album war damals für mich die allererste Scheibe nach dem Ausstieg bei Maiden – woah, hat mich das damals aus den Latschen gehauen – ich glaub Tenth Dimension oder so hieß das.
Später hinzus gefiel mir eigentlich alles sehr gut – nur mit dem Sound stand ich manchmal auf Kriegsfuß.
Hab irgendwo auch noch eine Konzert DVD, die ich mal wieder schauen muß, die war auch recht gut, auch wenn der drummer nie wirklich im Timing war, da gab er einem ganz jungen Nachwuchsdrummer ne Chance.
Ob ich jetzt die neue Blaze oder Bruce besser finde, kann ich gar nicht sagen, das ist völlig unterschiedliche Mucke und bei beiden brauchte ich diesmal mehr als einen Anlauf um abzutauchen – ich denke aber, die können auf Augenhöhe miteinander umgehen.
Ich schließe mich dem Rezensenten hier an – 9/10 -sind einige echte Brecher drauf – wie Rage.
Das Gefühl, wie einige von euch hier vortrugen quasi Restematerial aus Vorgängerprojekten zu hören habe ich eigentlich nicht.
ich finds schade, daß Blaze nicht mehr Erfolg hat – ist für mich ein Urgestein, ich durfte ihn 1995 aus der ersten Reihe in Neu Isenburg mit Iron Maiden erleben auf der X-Factor Tour bei allenfalls 500 Zuschauern, das war ein sehr schöner Abend.