Blacksword - Alive Again

Review

BLACKSWORD haben sich dem traditionellen Heavy Metal verschrieben, soviel wird schon beim ersten Blick auf die Tracklist von „Alive Again“ klar. Ganz so klischeetriefend und Brust trommelnd, wie es Songtitel der Marke „Iron Will“, „Barbarian Born“, oder „The Crown of All“ und das potthässliche Wikinger-Cover vermuten lassen, geht es allerdings auf dem zweiten Album der Russen nicht zu. Tatsächlich präsentieren sich BLACKSWORD auf „Alive Again“ ziemlich vielseitig und verarbeiten einige Elemente, mit denen man so zunächst nicht gerechnet hat.

Bei BLACKSWORD lohnt sich ein genauerer Blick

Der Einstieg mit „Iron Will“ erinnert zunächst einmal stark an BLIND GUARDIAN, was auch daran liegt, dass die ersten Töne aus dem Mund des griechischen Sängers Mike Livas frappierend nach Hansi Kürsch klingen. Dieser Ersteindruck wird jedoch schnell korrigiert und der Einfluss der Krefelder Barden fällt in der Folge allenfalls marginal aus. Der Opener wandelt sich nämlich nach knapp einer Minute zu einer getragenen US-Metal-Nummer, bei der sich auch Mike Livas letztlich eher an Harry Conklin orientiert. Geschickt angetäuscht, meine Herren!

Besonders bemerkenswert ist allerdings das kleine Intermezzo, welches „Iron Will“ mittendrin kurzzeitig in eine relaxt bluesige Lounge-Nummer verwandelt. Was auf dem Papier eigentlich nicht funktionieren sollte, fügt sich wunderbar in den Rest des Songs ein und auch im weiteren Verlauf des Albums bauen BLACKSWORD immer wieder solche Farbtupfer ein. „Cave of the Witch“ etwa lässt zwischen einem SLAYER-Eröffnungsriff und hartem Power Metal durchaus auch mal eine leichte Glam-Affinität durchblitzen.

Beim ansonsten recht gradlinigen „Barbarian Born“ protzen die beiden Gitarristen Denis Grebenkin und Artem Omelenchuk sowie Bassist Ivan Viking zwischenzeitlich mit enormer Fingerfertigkeit und gegen Ende wird sogar die gute alte Hammond-Orgel ausgepackt. Und überhaupt, dieser Bass! Nicht nur kann der gute Herr Viking mit den Besten zupfen, wie man es etwa beim galoppierenden „The Last Viking“ hört. Er sorgt mit Drummer Stanislav Volkov auch für ein gewaltig pumpendes Fundament und trägt so nicht unwesentlich zum Härtegrad des Albums bei.

BLACKSWORD spielen Power Metal mit Schuss

Um Missverständnissen vorzubeugen, kurze Frickelausflüge und stilfremde Intermezzi machen aus BLACKSWORD keine experimentelle Prog-Band. Auf „Alive Again“ gibt es vornehmlich harten, zwar technisch anspruchsvollen, jedoch nicht überkomplexen Power Metal zu hören, der es sich irgendwo zwischen JAG PANZER, HELSTAR und NEVERMORE bequem macht.

Hörbares spielerisches Können, ein fantastischer Sänger, dazu abwechslungsreiches Songwriting und der gelegentliche Blick über den Tellerrand sorgen für ein waschechtes Power-Metal-Juwel, das man sich als Genre-Fan nicht entgehen lassen sollte. Es wäre jedenfalls echt schade, wenn potentielle Liebhaber aufgrund der klischeehaften Aufmachung von „Alive Again“ die wohl beste US-Power-Metal-Scheibe aus Russland verpassen würden.

23.07.2021

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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