Blackmore's Night - Secret Voyage

Review

Für die einen ist Ritchie Blackmore ein sich ewig weiterentwickelndes Musikgenie, für die anderen ein willkommenes Beispiel, warum Rockstars der Musik willen lieber single bleiben sollten. Und wie es scheint, will er mit „Secret Voyage“ diesmal beide Seiten glücklich machen: Zum einen mit einem Cover, das selbst Johnny Depp nicht zu einem Abenteuerfilm konvertieren könnte, zum anderen aber auch tatsächlich mit kleinen Veränderungen im Songwriting. Und mit der Androhung, sich bei „Can’t Help Falling In Love“ an einem ELVIS-Song vergreifen zu wollen. Besser kann man seine Zielgruppe nicht anheizen.

Aber wie so oft gilt auch hier: Der Ex-DEEP PURPLE Gitarrist ist ein viel zu erfahrener Typ, um so was wie ein neues Album anbrennen zu lassen. Im Songwriting steckt gewohnt ne Menge drin, das ELVIS-Cover gehört kaum wieder zu erkennen zu den Highlights des Albums, und mit dem Opener „Locked Within The Crystal Ball“ wird gleich am Anfang ein achtminütiges Machtwerk gesprochen, von dem man sich erstmal erholen muss. Dennoch gibt es Entwicklungen, die mir als Metalfan eigentlich vor den Kopf stoßen sollten. Zum einen wird die E-Gitarre nämlich wenn überhaupt nur noch als sahniges Soloinstrument verwendet, zum anderen ist aber auch das Minstrelfeeling ein wenig verschwunden. Die Produktion ist so astrein und baut auf dermaßen vielen Spuren, dass man bei parallelem Begutachten des Covers mitunter wirklich an einen Disneysoundtrack denken könnte. Den schmissigen Tanznummern wie „Toast To Tomorrow“ oder „The Circle“ schadet das zwar nichts, aber gerade wenn eine subtile Stimmung inszeniert werden soll, ertrinkt die gewohnt unantastbare Stimme von Candice Night in dichten Streicherteppichen ohne wirklichen Nährwert. Zwar gibt es auf der Platte auch willkommene Ausnahmen, wie das atmosphärisch interessante „Gilded Cage“ oder die minimalistischeren Nummern „Sister Gipsy“ und „Peasant’s Promise“, aber tendenziell ist ein unangenehmer Schatten nicht zu leugnen.

Dass „Secret Voyage“ dennoch kaufenswert ist, versteht sich von selbst. Die Nummern werden zwar live nicht mehr so gut auf Burgen und Schlösser transportierbar sein, aber als gelungenes Gesamtkunstwerk schlägt das Album immer noch große Teile der Konkurrenz. Gemessen an den hohen Ansprüchen, die die Band bisher geweckt hat, sollte sich Ritchie Blackmore beim nächsten Mal aber genauer überlegen, wohin er die Reise gehen lassen will.

30.06.2008

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