Black Tusk - TCBT

Review

Hach ja, BLACK TUSK…  Die US-Amerikaner waren mal in den frühen 2000ern, wo auch so Bands aus dem Savannah-Umfeld wie BARONESS und KYLESA sich herumtrieben,  ein wenig unfair ausgedrückt Mitschwimmer in diesem Genre, welches Bands wie HIGH ON FIRE und MASTODON irgendwann zuvor mal mit ihrem sludigen Sound, um progressive Erweiterungen ergänzt, gestartet hatten und kurze Zeit später zum neuen Charakteristikum in der metallischen Landschaft erheben sollten. Der selbstbezeichnete „Swamp Metal“ von BLACK TUSK war ganz klar im „Southern“-Sound basiert, hat aber seine Punk-Roots musikalisch nicht vollkommen ignoriert.

Das ergab auf den Vorgängern eine tolle Mische, die zwar nicht wirklich aus den anderen genannten Bands qualitäts-technisch herausstach, aber mit BLACK TUSK eine nette zusätzliche Truppe mit in die „Savannah“-Ecke brachte. Das Niveau hat sich meiner bescheidenen Meinung die letzten Jahre aber ein wenig verabschiedet: Weg vom charakteristischen Savannah-Sludge Sound, hin zu mehr straighteren Songs und gestiegenem Hardcore-Einfluss. Dass die Mitglieder vorher schon in Grind-Bands gespielt haben, dürfte somit auch die Entwicklung auf „TCBT“ nicht ganz überraschend machen. Dem neuesten geht der tragische Tod von Basser und Sänger  Jonathan Athon 2014 voraus. Es war lange nicht klar ob und wie BLACK TUSK weiter machen würden. Das Album scheint auch mehr oder weniger ein Tribut an ihn zu sein, wie man aus diversen Äußerungen der Band und auch dem Titel („TCBT“ soll für Taking Care of Black Tusk stehen, einem abgewandelten Motto von Elvis: Taking Care of Business entliehen) entnehmen kann.

Mehr Hardcore-Einflüsse aus früheren Jahren – BLACK TUSK lösen sich vom „Swamp-Metal“ bzw. Sludge etwas auf „TCBT“

Nun versteht mich nicht falsch, per se hab ich nix dagegen. Da bei BLACK TUSK die Stärken aber schon seit jeher im sludigen und dreckigem Sound lagen und weniger darin, EYEHATEGOD zu kopieren (ohne im entferntesten deren Klasse zu erreichen), bin ich über diese Entwicklung nicht ganz so erfreut. Die Songs sind kürzer und direkter geworden, vielleicht ein wenig mehr auf die Fresse. Gleichzeitig dadurch aber auch generischer, erwartbarer, langweiliger. Coole kleine Einfälle wie nette kleine Melodien, akustische Outros oder auch mal ein BLACK  SABBATH’sches Gedächtnisriff voller Urgewalt, tribal-mäßige Drums haben die Vorgänger, vor allem die älteren, sehr abwechslungsreich gemacht. Das sucht man nun eher auf „TCBT“ mit der Lupe.  Manche Songs beinhalten noch diese Elemente, diese werden aber eher angeteasert und gehen dann durch die „Flucht nach vorne“ wieder unter. Das ungewöhnliche beginnende „Scalped“ oder auch „Ghosts Roam“ etwa ist da schon so etwas wie ein Lichtblick. Warum nicht mehr solcher Einfälle und warum nicht konsequenter durchgeführt?

BLACK TUSK haben ein wenig Biss und Eigenständigkeit verloren…

Vielleicht hat auch der Verlust von Jonathan und der Umstand, dass ich auch schon mit „Pillars of Ash“ nicht wahnsinnig viel anfangen konnte, damit zu tun (und selbst das hatte mehr Eier als „TCBT“). Will heißen, der Kontrast zwischen Growls und Screams ist nicht mehr da, der eher nach KYLESA und Co. klingende Sound der alten Alben hat sich zugunsten einer eher straighteren, mehr Hardcore beeinflussten Richtung gewandelt. In meinen Ohren ist das nicht unbedingt zum besseren. Dadurch rauscht die Platte ein wenig an einem vorbei, ohne dass sich wirklich Tracks festsetzen, auch nach mehreren Durchläufen. Songs wie „Agali“ oder „Burn the Stars“ sind zwar durchaus nett fürs Genre, aber eben auch nicht mehr. Das ist mir hier zu standardisiert, zu glattgebügelt, zu sehr auf Nummer sicher. Die Songs die Entwicklung zeigen wirken eher wie kurze Teaser anstelle von gut inkorporierten Experimenten. Die Stimme von Fronter Andrew geht mir auch mehr auf den Keks als früher über Albenlänge. Keine Ahnung ob ich das vorher immer ignoriert habe.
Fans der Band sollte trotzdem mal reinhören, ich bin mit dem neuen aber nicht wirklich warm geworden.

 

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10.08.2018

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