Prädikat: Ganz nett. Das ist wohl so ungefähr das, was viele über BLACK THERAPY sagen würden, sowohl was ihre bisherigen Alben als auch ihre Live-Performances angeht. Höher hinaus konnten es die Melodic Deather aus Rom bislang nicht schaffen, auch weil sie sich oft damit aufhielten, ihre Vorbilder eher zu kopieren, als daraus etwas eigenständiges zu entwickeln. Auf dem letzten Album „Echoes Of Dying Memories“ wurde beispielsweise mit beiden Augen nach Finnland in Richtung INSOMNIUM geschielt. Ob die Blickrichtung auf dem vierten Longplayer „Onward“ entscheidend korrigiert werden konnte?
BLACK THERAPY – Mehr Eigenständigkeit?
Was auf der neuen Platte immerhin sofort auffällt: Weder Artwork noch Sound biedern sich bei den melancholischen Metallern aus dem Land der tausend Seen an. Möglicherweise war den Italienern das Ganze am Ende selbst zu offensichtlich. Schreihals Giuseppe Di Giorgio zeigt sich bereits direkt im eröffnenden Titeltrack von einer deutlich aggressiveren Seite als zuletzt, erinnert hier stellenweise eher an Alexi Laiho als an Niilo Sevänen. Soweit, so gut – offenbar stand mehr Eigenständigkeit durchaus auf dem Plan für „Onward“.
Dies scheint auch für die Produktion zu gelten, aber sagen wir es direkt wie es ist: Das ging ziemlich in die Hose. Der Sound klingt eigenartig breiig, zu viel Hall wurde über alle Spuren hinweg eingemischt, die Gitarren klingen kraftlos und die Percussion-Arbeit von Neu-Drummer Francesco Comerci ist zwar aller Ehren Wert, steht aber zu stark im Vordergrund. Schade eigentlich, denn die Produktion des Vorgängers „Echoes Of Dying Memories“ ging absolut in Ordnung und was zu einer Black-Metal-Platte vielleicht gepasst hätte, steht einer eher modern ausgerichteten Melodic-Death-Platte noch lange nicht gut zu Gesicht.
Was allerdings absolut überzeugen kann, ist die Gitarrenarbeit des Duos Andrea Mataloni und Davide Celletti. Egal ob Flitzefinger-Leads oder das ein oder andere epische Solo, hier gibt es eigentlich nicht viel zu meckern. Gesanglich bietet „Onward“ hingegen deutlich mehr Licht und Schatten, wobei sich letzterer hauptsächlich auf die ziemlich dünnen Clean-Gesangs-Versuche beschränkt. Das Scream-Duett mit Filippo Palma (ex-LUNARSEA) in „Betray My Ideals“ gehört da schon eher zu den Highlights der Scheibe. Das abschließende „A Quiet Place“, bei dem es sich übrigens nicht um eine Coverversion des IN FLAMES-Klassikers „The Quiet Place“ handelt, hätte die allzu süßlichen Einlagen von Chiara Filippelli nicht unbedingt gebraucht, die Nummer büßt dadurch unnötig an Energie ein.
Besser spät als nie – „Onward“
Besser spät als nie, so könnte man „Onward“ kurz und knackig beschreiben. Denn, manchmal ist es eben doch nicht das dritte Album, das die Ausrichtung einer Band zementiert. Vielmehr haben sich BLACK THERAPY erneut auf die Suche nach ihrem Signature Sound gemacht. Das steht ihnen in vielen Momenten deutlich besser zu Gesicht, als einfach nur ihre Idole zu zitieren. Auch Frontmann Giuseppe macht einen Schritt nach vorne, auch wenn in Sachen cleanem Gesang noch viel Luft nach oben ist.
„Onward“ bietet unter dem Strich auch in Sachen Songwriting viele gute Ansätze, mit der eigenartigen Produktion hat man sich aber ganz bestimmt keinen Gefallen getan. Genre-Fans sollten sicherlich mal rein hören, allerdings sind die Italiener nach wie vor recht weit davon entfernt, zu den entsprechenden Top-Bands aufzuschließen.
Kommentare
Sag Deine Meinung!