Eines kann man den Italienern von BLACK THERAPY nun wirklich nicht vorwerfen: Mangelndes Engagement. Während die Melodic Deather im Sommer 2017 noch WINTERSUN auf ihrer Europatour begleitet haben, waren sie bereits im Frühjahr 2018 schon wieder mit DARK TRANQUILLITY unterwegs. Entsprechend viele Gigs wurden absolviert. Ehrlicherweise erntete man allerdings dort meistens Höflichkeitsapplaus, da das Gebotene zwar sicher nicht schlecht war, aber offenbar auch nur wenige so richtig packen konnte. Genug Grund zu prüfen, ob der neue Longplayer „Echoes Of Dying Memories“ mehr Anlass für Enthusiasmus bietet.
BLACK THERAPY schielen mit beiden Augen nach Finnland
Wer sich das Cover Artwork des dritten Albums der Römer mal etwas genauer anschaut und vielleicht auch das Bandlogo ein wenig auf sich wirken lässt, der wird vermutlich irgendwann erstaunliche Parallelen zu INSOMNIUM entdecken. Dieser Eindruck setzt sich auch mit dem Anfangsriff von „Phoenix Rising“ direkt fort. Ja, BLACK THERAPY sind ganz offensichtlich große Fans der Finnen, was natürlich erst einmal nichts schlechtes ist. Traurige Leads schreiben können sie jedenfalls ebenfalls ziemlich gut. Das nachfolgende „Ideal“ lässt sogar ein paar Doom-Einflüsse zu, die allerdings relativ schnell wieder von typischem Melo-Death-Riffing abgelöst werden.
Wirklich vorwerfen kann man der Band im weiteren Verlauf nicht einmal viel. Das Gitarrenspiel ist teils anspruchsvoll, die Soli sind mehr als einmal gut gelungen. Durch Interludes und viele unverzerrte Gitarren schaffen es BLACK THERAPY auch durchaus, Spannung zu erzeugen und zu halten. Das Gefühl, das alles woanders schon einmal in besser gehört zu haben, bleibt aber dennoch über die komplette Albumlänge erhalten. Die sich einfach nur immer wieder wiederholende Klaviermelodie in „The Winter Of Your Suffering“ ist außerdem einfach zu wenig, um daraus ein dreiminütiges Instrumental zu machen.
Kommen wir zu einem weiteren Kritikpunkt: Den Lyrics. Im Titeltrack des Albums geht es ganz offenbar darum, dass der Protagonist von seiner Freundin verlassen wurde: „You blame a man because he‘s only a man, if I really went too far…“. Inwiefern der Herr zu weit gegangen ist, erschließt sich zwar nicht unbedingt, aber besonders kreativ sind die dargebotenen Wortschöpfungen sicher nicht. Spätestens die Kind-mit-rotem-Ballon-in-der-Hand-Analogien aus „Dreaming“ zeigen unmissverständlich, dass Subtilität nicht unbedingt zu den Stärken von Shouter und Texter Giuseppe Di Giorgio gehört. Irgendwie möchte er poetisch sein wie Edgar Allen Poe, stattdessen ist das tatsächlich erreichte Niveau bestenfalls das von Groschenromanen.
Wenig eigenständige Standardkost – „Echoes Of Dying Memories“
Ohne Frage, mit „Echoes Of Dying Memories“ haben BLACK THERAPY ein gut produziertes und über weite Strecken auch packendes Melodic Death Album am Start. Dennoch kann das ständige und vor allem extrem offensichtliche orientieren an INSOMNIUM nicht einfach ausgeblendet werden. Diese funktionieren ja in erster Linie deshalb so gut, weil sie finnische Melancholie gekonnt in düstere Musik verwandeln, die einfach glaubwürdig ist. Diese Authentizität bleibt aber auf der Strecke, wenn man versucht, sie eins zu eins zu kopieren und dazu noch aus dem sonnigen Italien stammt. Eine eigenständigere Herangehensweise wäre hier einfach wünschenswert, schließlich hat das Land auch genügend Abgründe zu bieten, über die es sich zu singen lohnt.
Unter dem Strich bleibt ein solides Album für Genre-Fans, das kaum jemandem weh tun dürfte, aber eben auch nicht ausreicht, um aus der Masse herauszustechen und daher letztlich den Eindruck der Support-Gigs bestätigt. Prädikat: Ganz nett!
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