Seitdem BEFORE THE DAWN-Sänger und -Gitarrist Tuomas Saukkonen sein Nebenprojekt BLACK SUN AEON 2008 ins Leben rief, muss der junge finnische Multiinstrumentalist äußerst fleißig gewesen sein, steht mit „Blacklight Deliverance“ doch bereits sein drittes im Alleingang aufgenommenes Album draußen im Herbstregen. Die Qualität des Gebotenen hat unter der schnellen Veröffentlichungsabfolge bisher nicht gelitten, das Debüt „Darkness Walks Beside Me“ und das letztjährige Doppelalbum „Routa“ boten achtbare düster-metallene Kost und stießen auf überwiegend positive Resonanz.
Im Grunde genommen haben wir es auf dem dritten Werk nach wie vor mit melodischem und relativ leicht zugänglichem Dark/Doom Metal zu tun, der mit flirrenden, reichlich verhallten Riffs und Leads, atmosphärisch untermalendem Keyboard sowie harschem Gesang an KATATONIA zu „Brave Murder Day“-Zeiten oder auch SWALLOW THE SUN erinnert. Verglichen mit den beiden Vorgängern aber hat es eine gewichtige Veränderung gegeben, durch die das neue Album eine deutliche Schlagseite in Richtung Gothic Metal aufweist: Die heftigen Passagen wurden weiter zurückgeschraubt, der zuvor schon gelegentlich eingesetzten Klarstimme hingegen deutlich mehr Raum zugestanden. Das ist im Falle von Gastsänger Mikko Heikkilä (SINAMORE), der seine Sache erneut einwandfrei macht und sich mit einigen Gesangslinien im Ohr festzusetzen weiß, kein Problem. Andererseits liefert Janica Lönn (LUNAR PATH) zwar keinen allerschlimmsten Trällerelfenkitsch ab, lässt „Blacklight Deliverance“ aber schon allein durch die Häufigkeit ihres Einsatzes etwas weichgespült wirken.
So kommen die Stücke, in denen die Dame eine prominente Rolle spielt – „Solitude“, „Oblivion“ und „Nightfall“ –, überflüssigem Seichtkram wie LACUNA COIL gefährlich nah, wenngleich man ihnen einen zarten Charme zugestehen kann. Dass man mit weniger dieser Einlagen besser gefahren wäre, zeigen das mit Akustikgitarrenklängen endende „Brothers“ und der todesmetallene Härte versprühende Brecher „Sheol“, die durch hier nur dezent eingesetzten weiblichen Gesang nicht verwässert, sondern sogar bereichert werden. Naja, mit dem schweren und behäbigen „Horizon“ und dem besonders aggressiv vokalisierten „Wasteland“ gibt es zumindest noch zwei Stücke, die mit ausnahmslos männlichem Gesang aufwarten und eine gewisse Schroffheit bewahren. Hier – nicht durch irgendwelches Geplänkel abgelenkt – fällt besonders auf, dass die Sechssaiterklänge zwar gefällig umgarnend, aber nur selten wirklich ergreifend und von nachhaltiger Wirkung sind.
Man merkt „Blacklight Deliverance“ an, dass Tuomas Saukkonen um vielfältigere Kompositionen bemüht war, was grundsätzlich begrüßenswert ist. Doch erstens hatte das gute BLACK SUN AEON-Material der Vergangenheit dies gar nicht nötig und zweitens ist es doch sehr fraglich, ob dann unbedingt die Strapazierung des eher banalen weiblichen Gesanges ein Mittel sein musste. Auch die Spielzeit ist leider etwas mager ausgefallen: Was „Routa“ im letzten Jahr mit knapp 80 Minuten zu viel hatte, fehlt der nur gut 40-minütigen aktuellen Scheibe. Einige Gesangslinien Janica Lönns weniger, im Gegenzug ein paar fesselnde Leads, zwei, drei Kanten und ein Lied mehr – die Befreiung des Schwarzlichts hätte vollends gelingen können.
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