Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass der Bundesstaat Georgia an der Ostküste Nordamerikas ein sprudelnder Quell innovativer Schwermetallformationen ist. MASTODON etwa begannen dort sludgig zu lärmen, bevor sie ihren technisch-progressiven Groove zur Kunstform erhoben. Im letzten Jahrzehnt gebar das Städtchen Savannah mit KYLESA, BARONESS und BLACK TUSK drei Bands, die unter Berufung auf eben jene frühen Tage MASTODONs ihre ganz eigene Mischung aus Stoner Rock, Doom Metal, Crust Punk und Psychedelic Rock salonfähig machten und mittlerweile in einem Atemzug mit ähnlich gepolten Kollegen von der anderen Seite des Kontinents genannt werden: Kalifornien ist die Heimat von HIGH ON FIRE, GOATSNAKE und den mächtigen, inzwischen leider in den trockenen Wüstenstaub zum Sterben gelegten ISIS. Auftritt BLACK SLEEP OF KALI,…
…die nicht nur geographisch in der goldenen Mitte zu verorten sind. Um diese zugegeben fürchterlich bemüht klingende Landes- und Stilkunde zu einem versöhnlichen Ende zu bringen: BLACK SLEEP OF KALI stammen aus Denver, Colorado und spielen das, was man erwarten könnte, würde es einen statistischen Zusammenhang zwischen Herkunftsort und Genrezuordnung geben. Der Bandwagon, auf den das Quartett 2008 aufgesprungen ist, fährt in einer Tour von Ost nach West und wieder zurück, am häufigsten macht er jedoch in der Heimatstadt BARONESS‘ und KYLESAs halt. Vor allem die Melodieführung sowie die Stimmqualitäten eines John Baizley scheinen häufiger auf der Reiseroute gestanden zu haben, so sehr erinnert „Our Slow Decay“ beizeiten an die famose blaue Scheibe von 2009. Was man BLACK SLEEP OF KALI auf der Fahrt durch eine Landschaft mit nur wenig überraschenden Panoramen zu Gute halten muss, sind drei Dinge: die Produktion ist dicht und kompakt auf den Punkt, das anspruchsvolle Drumming verleiht den sieben Songs eine extra Note Variabilität und wo die Riffs nicht punkten, tun es die stimmig fließenden Soli in schönster Stoner-Manier.
Nun könnte die Argumentation lauten, BLACK SLEEP OF KALI gehörten zu einer aufstrebenden Gattung, deren Wachstums- langsam in die Reifephase geht und in absehbarer Zeit die Sättigung erreichen dürfte. Alles richtig gemacht also. Die andere Seite der Medaille: es bleibt der Nachgeschmack einer vorhersehbaren, wenn auch gut umgesetzten Epigone, die es bereits in ähnlicher und auch besserer Form gibt. Vielleicht kann ja die Tatsache überzeugen, dass „Our Slow Decay“ in einer auf 100 Stück limitierten Siebdruckversion der auf 500 Einheiten ohnehin schon arg begrenzten LP-Version veröffentlicht wird. Sammler vor, ein CD-Release ist vorerst nicht geplant.
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