Black Sabbath - Sabotage (Super Deluxe)

Review

1975 muss ein schwieriges Jahr für BLACK SABBATH gewesen sein. Die Band lag im Clinch mit dem ehemaligen Management, während Ozzy Osbourne und Tony Iommi sich immer mehr voneinander entfernten. Genau in diese Phase ihrer Karriere fielen die Aufnahmen zum fünften Studioalbum “Sabotage”, das im Nachhinein zum Kritiker-Liebling wurde.

“Sabotage”: Ein Meilenstein mit Langzeitwirkung

Im Endeffekt stellt “Sabotage” einen Meilenstein in der Band-Geschichte dar, denn letztlich läutete die Platte das Ende der ersten Etappe ein, bevor Ozzy die Band knappe zwei Jahre nach ihrer Veröffentlich erstmals verließ. Die Wogen ließen sich danach für lange Zeit nicht wieder glätten.

Nachdem bereits Super-Deluxe-Boxsets zu “Paranoid” und “Vol. 4” erschienen sind, wird jetzt mit einer neu gemasterten Fassung von “Sabotage” nachgelegt, die nebenbei Live-Aufnahmen von der 1975er Tour durch Nordamerika sowie eine Replik der Single zu “Am I Going Insane (Radio)” für den japanischen Markt enthält.

BLACK SABBATH legen nach

Das aktuelle Mastering weist kaum hörbare Unterschiede zur Version von 2009 auf. Das Grundrauschen lässt sich natürlich nicht gänzlich retuschieren, insgesamt klingen die Songs aber ausgewogen und nicht aus der Zeit gefallen. Für viele gehören Stücke wie “Hole In The Sky”, “Megalomania” und “Symptom Of The Universe” zum Besten was BLACK SABBATH veröffentlicht haben. Unverständlicher Weise fanden Songs des Albums aber bis zuletzt kaum den Weg auf die Live-Setlist der Band.

Interessant wird die Box eigentlich nur durch das beiliegende Buch mit Zitaten der Bandmitglieder, diversen Liner Notes und bis dato unveröffentlichtem Bildmaterial sowie natürlich dem Konzertmitschnitt, der nicht zuletzt durch eine überragende Setlist zu gefallen weiß. Beim Durchblättern des Buchs lässt sich viel über den Entstehungsprozess von “Sabotage” erfahren, wieso die Scheibe überhaupt diesen Titel trägt und mit welchen Problemen die Band damals zu kämpfen hatte.

Ungestüm, roh und wild

Auf zwei CDs oder drei LPs findet sich ein kompletter Konzert-Mitschnitt mit meist bisher unveröffentlichten Versionen, klassischer BLACK-SABBATH-Hymnen. Obendrein ist ein bestens gelaunter Ozzy Osbourne zu hören, der stimmlich noch auf höchstem Niveau mit dem Publikum flirtet. Spätestens mit “War Pigs” fühlt man sich um knapp fünfundvierzig Jahre in die Vergangenheit katapultiert und kann sich leicht vorstellen, zwischen hunderten von Gleichgesinnten, schwitzend und wie in Trance dem Konzert persönlich beizuwohnen.

An dieser Stelle ist die vorzügliche Nachbearbeitung der Aufnahmen hervorzuheben, die super professionell und fern ab jeglicher Bootleg-Qualität viel Spaß beim Hören bereitet. Sicher, auf der energetischen Eruption von “Megalomania” schlittert Ozzy in seiner Intonation nicht nur gelegentlich ein paar Zentimeter an den richtigen Noten vorbei und auch Iommis Improvisationen sind eher von jugendlichem Leichtsinn als jahrelanger Routine beseelt. Aber genau diese Momente machen den Mitschnitt zu etwas besonderem und bringen BLACK SABBATHs Vorzüge als Live-Band wunderbar auf den Punkt. Die Kühnheit mit der die Musiker oft ungestüm loslaufen, ist vielleicht ein wesentlicher Grund dafür, dass die Band als Grundpfeiler für den Heavy Metal angesehen wird. Perfekt miteinander harmonierende Jam-Bands wie GRATEFUL DEAD wären hierfür einfach zu brav gewesen.

Für Komplettisten gemacht

Einige Jams, Drum-Solos und wahnsinnige Gefühlsausbrüche später, findet das Konzert mit “Paranoid” natürlich ein furioses Ende. Ozzy bellt ein markerschütterndes “We Love You All” ins Mikro und setzt einen weiteren Stempel unter ein BLACK-SABBATH-Trademark, das mittlerweile wie vieles andere in die Analen der Rockgeschichte eingegangen ist.

Am Ende stellt sich für den Fan die Frage, ob eine Investition in die Super-Deluxe-Edition gerechtfertigt ist. Das Boxset kommt wahlweise als Vinyl- oder CD-Variante und enthält neben den bereits erwähnten Aufnahmen, einen Nachdruck des Konzertbuchs aus dem Madison Square Garden und ein Tour-Poster. Alles in allem macht das Set einen hochwertigen Eindruck und die Musik stimmt natürlich, für den unverhältnismäßig hohen Preis gibt es in der Gesamtbewertung jedoch zwei Punkte Abzug, da praktisch nur der Live-Mitschnitt einen hörbaren Mehrwert bringt.

 

04.06.2021

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