Black Sabbath - Master Of Reality (Deluxe Edition)

Review

Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren haben BLACK SABBATH ihre ersten drei Alben aufgenommen – nämlich das selbstbetitelte Debut, „Paranoid“ und eben „Master Of Reality“, das im Herbst 1971 entstand. Vielleicht täusche ich mich, aber mein subjektiver Eindruck ist immer der gewesen, dass diese Platte zwischen den beiden sehr starken Klassikern „Paranoid“ und „Vol. 4“ etwas unterbewertet geblieben ist.

Falls das stimmen sollte, so ist diese stiefmütterliche Behandlung nur zum Teil gerechtfertigt gewesen. Richtig ist sicherlich, dass „Master Of Reality“ mit nur knapp 35 Minuten Länge ein wenig wie ein Schnellschuss wirkt. Die beiden vollkommen sinnfreien kurzen Gitarreninstrumentals „Embryo“ und „Orchid“, die wie Füllmaterial wirken, sind tatsächlich unnötig. Das Doomige des ersten Albums und die Hitdichte von „Paranoid“ sind hier ebenfalls nicht zu finden.

Stattdessen wird das Album mit einem echten Hammer eingeleitet, oder besser: eingehustet. Die Liebeserklärung an die Cannabis-Pflanze „Sweat Leaf“ kann wohl mit Recht als einer der kultigsten und griffigsten Songs der gesamten Bandgeschichte gelten. Das haben auch Bands wie u.a. PANTERA erkannt, die diesem Stück noch Jahrzehnte hindurch die Ehre einer Coverversion erwiesen haben. Der Star des Albums, vielleicht auch ein heimlicher, ist die zerbrechliche und sehr introvertierte Ballade „Solitude“, die zwar vollkommen untypisch für dieses Album, aber nicht für BLACK SABBATH ist, wie das ähnlich gelagerte „Planet Caravan“ auf „Paranoid“ bereits gezeigt hat.

Diese Qualität, wenn auch auf stilistisch anderer Ebene, erreicht auf „Master Of Reality“ sonst nur das pazifistische „Children Of The Grave“, das fast als Proto-Heavy-Metal durchgeht – vielleicht eine Hymne, die nicht weit von „Stairway To Heaven“ entfernt war. „Lord Of This World“ und das schließende „Into The Void“ haben dabei geholfen, Tony Iommis Ruf als Riffgott zu begründen. Der für die frühen 70er unerhört fette und dominierende Gitarrensound, kombiniert mit Iommis einzigartigem Gespür für einfache, aber einprägsame Licks hat mit Sicherheit den Weg dafür geebnet, dass der Härtegrad der Rockmusik seitdem von Jahr zu Jahr gestiegen ist. Außerdem zeigen diese Songs, dass BLACK SABBATH erreicht hatten, was ihr Ziel gewesen war: härter als alle anderen zu sein.

Auch „Master Of Reality“ ist ein Album, das man als Rockfan am besten besitzen sollte. Die Bonus-CD bietet dafür außer alternativen Versionen und Instrumental-Outtakes keinen besonderen Anreiz, wohl aber das mit einem interessanten Essay ausgestattete und auch sonst sehr akribische und geschmackvoll gestaltete Booklet. Wer „Master Of Reality“ in einer zeitgemäßen und hervorragend neu gemasterten Version im Schrank stehen haben möchte, weiß, was er zu tun hat.

23.07.2009

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3 Kommentare zu Black Sabbath - Master Of Reality (Deluxe Edition)

  1. Anonymous sagt:

    das schwächstes album aus sabbaths frühphase. zwei reine lückenfüller, der grausige balladenflöterich "solitude" (müsste bei der deluxe edition zusätzlich als flötenlos-mix dabei sein – doch bei diesem song bloß eine insignifikante verbesserung), als einzigen wirklich memorialen song "sweet leaf", der rest solide (und soviel rest bleibt da eben nicht mehr. das ding dürfte locker in die top 3 der kürzesten sabbath alben einzug finden, und sonderlich lange sind die im schnitt alle nicht). dazu noch cheesey lyrics marke bekiffter jesusfreak…
    okay, "vol. 4" hat mit "changes" und "laguna sunrise" auch zwei kacksongs und ebenso nen überflüssigen lückenfüller (FX), aber der rest rult halt.
    knappe 7

    7/10
    1. Doktor von Pain sagt:

      Waaaas?! „Master of Reality“ ist keineswegs das schwächste, sondern das stärkste Album aus Black Sabbaths Frühphase.

      9/10
  2. MetalGerhardt sagt:

    Nicht unbedingt mein Liebling von Black Sabbath.
    „Children of the Grave“ und „Into the Void“ sind zwei sehr gute Heavy-Metal-Songs, die nochmal deutlich zeigen, wie stark die Band diesen Stil doch geprägt hat.
    „Solitude“ ist dann durchaus ein gewöhnungsbedürftiger, aber irgendwie auch hypnotisierender Song.
    Den Rest kann man sich gut anhören, hat für mich aber nicht die Klasse der beiden Vorgänger!

    7/10