Dass Zakk Wylde und seine BLACK LABEL SOCIETY entspannteren Momenten nicht abgeneigt sind und auch mal einen Gang zurückschalten, weiß man nicht erst seit „Hangover Music Vol. VI“. Balladen, rein akustische wie auch pianointonierte Songs sind seit jeher feste Bestandteile eines jeden BLS-Releases und auch zuletzt schlug man mit der Weihnachts-EP sowie dem arg holprig betitelten „The Song Remains Not The Same“ eher bedächtigere Töne an. Was liegt also näher, als die ruhigere Seite der BLACK LABEL SOCIETY auch mal in Bild und Ton festzuhalten, zumal Studio-Album Nummer neun ebenfalls noch auf sich warten lässt? „Unblackened“, so der Titel des Zeitdokuments, das Zakk Wylde und Konsorten bei ihrem Auftritt im Frühjahr 2013 im Club Nokia in Los Angeles zeigt, entpuppt sich jedoch als mehr als bloße Aufzeichnung einer entschleunigten BLS-Show,…
…denn ein bloßer Blick auf die Tracklist zeigt, dass „Unblackened“ fast schon einer kathartischen Aufarbeitung Wyldes musikalischen Schaffens gleichkommt (seine Zeit mit Ozzy mal ausgeklammert). Knapp die Hälfte der gespielten Songs stammen von Wyldes 1995er Solo-Platte „Book Of Shadows“ sowie dem einzigen, selbstbetitelten Album der prä-BLS-Band PRIDE & GLORY, die BLACK LABEL SOCIETY hingegen ist vornehmlich durch (mittel)altes Material vertreten. In stimmungsvoll-warme Bühnenbeleuchtung getaucht geben Wylde und Begleitband sitzend den eh schon hauptsächlich langsameren Stücken einen balladesken Anstrich mit klarem Fokus auf eine bluesigere und countrylastige Interpretation. Selbst ansonsten härtere Nummern wie „Stillborn“ transportieren im Vergleich zu ihren Originalen eine veritable Laid-Back-Atmosphäre.
Passend dazu hält sich Wylde zumindest im Auftreten wie stimmlich zurück. Ansagen gibt es bis auf den obligatorischen Gruß an Dimebag Darrell bei „In This River“ überhaupt keine, fast schon konsterniert und hochkonzentriert entzieht er seinem charakteristischen Genöle Rotz und Reibeisen und verlegt sich weitestgehend auf reinen Clean-Gesang. Was nicht heisst, dass kein Raum für gnadenloses Riff-Gewichse bleibt. Zakk Wylde wäre nicht Zakk Wylde, wenn er live nicht spätestens den dritten Song über die gewöhnliche Länge dehnte, um seine Shredder-Fähigkeiten exzessiv unter Beweis zu stellen. Und weil die Solo-Eskapaden, in denen sich auch Gitarrist Nick Catanese des Öfteren ergehen kann, während Wylde am Klavier sitzt, selbst in diesem Setting ganz hervorragend funktionieren, profitiert „Unblackened“ auch vom Sound als weiterem Pluspunkt. Auf eine allzu prominente Abmischung des Publikums verzichtete man, dafür sind alle Instrumente klar und sehr differenziert zu hören.
Unter den Bonus-Features ist sicherlich die einstündige Dokumentation über Zakk Wyldes Besuch eines englischen Gefängnisses am interessantesten, die ihn beim Plaudern aus dem Nähkästchen über Anekdoten seines Musikerlebens zeigt. Das sechsminütige Interview über die Hintergründe zur Entstehung von „Unblackened“, das offizielle Video zum PRIDE & GLORY-Song „Losin‘ Your Mind“ und eine Fotogalerie mit Backstage-, Proben- und Konzertaufnahmen sind dagegen weniger ergiebig, schmälern aber nicht das Gesamterlebnis des Hauptteils. Ärgerlicher ist diesbezüglich der Umstand, dass „Unblackened“ auch auf CD inklusive sechs nicht auf der DVD enthaltenen Bonus Tracks (vornehmlich Cover- und Unplugged-Versionen) erscheint – und kein DVD/CD-Package angeboten wird. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Nichtsdestotrotz ist „Unblackened“ eine willkommene Ergänzung zu den beiden Live-DVDs „Boozed, Broozed & Broken-Boned“ und „The European Invasion – Doom Troopin‘ Live“, eben weil es BLACK LABEL SOCIETY von einer nicht alltäglichen Seite zeigt.
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