Black Label Society - Grimmest Hits

Review

Überspitzt (und nicht ganz fair) gesagt ist „Grimmest Hits“ Etikettenschwindel. Weder handelt es sich, wie der Titel suggeriert, um eine Best-Of-Zusammenstellung des bisherigen Schaffens BLACK LABEL SOCIETYs, obwohl die letzte Compilation beinahe eine Dekade zurückliegt und Zakk Wylde beim Backkatalog seiner Hauptband mittlerweile aus dem Vollen schöpfen könnte. Aber der zottelige Gitarren-Berserker hält sich mit regelmäßigen Zweitverwertungen (erfreulicherweise) zurück und stattdessen eisern an den Veröffentlichungsturnus neuen Studiomaterials, der seit „Shot To Hell“ auf mittlerweile vier Jahre angewachsen ist und der BLACK LABEL SOCIETY-Diskographie nun das zehnte Kapitel hinzufügt.

Noch ist „Grimmest Hits“ im übertragenen englischen Sinne besonders „grim“ oder „hit“-geschwängert. Die Altersmilde, die schon auf den letzten Veröffentlichungen Einzug hielt, ist auch auf „Grimmest Hits“ auszumachen. Auch wenn das flotte „Room Of Nightmares“ und die Downstroke-Heaviness von „A Love Unreal“ diese Einschätzung zunächst Lügen strafen: Wylde fährt mittlerweile mehrheitlich die gediegene Schiene. Was ja nicht per se negativ durchschlagen muss, denn BLACK LABEL SOCIETY fühlten sich schon immer auch in nachdenklicheren Gefilden wohl. Aber wo es Wyldes Ozzyeskem Nölen nicht an Kraft fehlt, hat es sehr wohl an Biss verloren und wo es seinen Riffs nicht an Coolness mangelt, haben sie sehr wohl an Schärfe und Aggressivität eingebüßt. Weder der Galopp des Openers „Trampled Down Below“ noch die lässige Lead-Melodie von „All That Once Shined“ können darüber hinwegtäuschen, dass die Angriffslust der Anfangsjahre passé scheint. Ebenso reichen die beiden Hammond-lastigen Balladen bei weitem nicht an Großtaten wie „Bridge To Cross“ oder „Damage Is Done“ heran.

Aber vielleicht muss man das Wylde auch gar nicht zum Vorwurf machen (im Gegensatz zum fahrlässigen Titel). Der Mann hat schließlich in der ersten Dekade BLACK LABEL SOCIETYs bereits alles aus seinen liebevoll „Bullseye“ getauften Signature-Gitarren herausgepresst, was das augenzwinkernde, testosteronschwangere STRENGTH-DETERMINATION-MERCILESS-FOREVER-Gehabe hergab und den ureigenen, unverkennbaren Stil aus groovigem Southern Rock und grimmigem Stoner erst möglich machte und zur Marke erhob. Als diese ist „Grimmest Hits“ eindeutig erkennbar und das natürlich nicht zuletzt, weil Wylde mit Wah-W­ah-durchtränkten Pentatonik-Läufen und allerhand Arpeggios, Trillern, Bend Vibratos, High Pitch Notes und und und wieder die ganze Bandbreite seines Könnens durchexerziert. Für Neueinsteiger ist „Grimmest Hits“ damit eher verzichtbar. Nicht so für alle, die den ikonischen Skull-Patch auf ihrer Weste tragen.

22.01.2018
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