Black Curse - Endless Wound
Review
Bei aller Skepsis gegenüber Projekten, deren Fame hauptsächlich auf Namedropping basiert: Der Blick auf das Line-up von BLACK CURSE dürfte alle, die sich mit der aktuellen Denver-Szene befassen, neugierig machen. Denn auf “Endless Wound” versammeln sich Musiker von unter anderem BLOOD INCANTATION, KHEMMIS, SPECTRAL VOICE und PRIMITIVE MAN. Da sich die Mainstream-Relevanz der genannten Bands in Grenzen hält, alle aus der gleichen Stadt kommen und obendrein exzellente Musiker sind, sollte man dem Debüt dieser Black/Death-Horde eine gerechte Chance geben.
Die Verwandtschaft von BLACK CURSE im Szenestammbaum ist klar erkennbar
Dass hier gleich zwei Mucker von SPECTRAL VOICE am Werk sind, deren 2017er-Album “Erroded Corridors Of Unbeing” viele Fans erreichen konnte, zeigt sich bereits im Opener “Charnel Rift”. Die Vocals werden in beiden Bands von Eli Wendler übernommen. Auch BLACK CURSE schieben diesen endlos verhallten, verwaschenen Grottensound, der als Untermalung zur abendlichen Lovecraft-Lektüre so gut taugt. Zudem gehört das Organ von Eli, der bei SPECTRAL VOICE statt der Gitarre zusätzlich Schlagzeug spielt, vor allem bei den hohen Screams zum Biestigsten, was seit langem auf eine Platte gebannt wurde – die wären ein Stück weiter vorn im Mix übrigens auch sehr gut platziert gewesen.
In ihrer animalischen Vehemenz erinnern BLACK CURSE an notorische Schönheitsverweigerer wie TEITANBLOOD und KATHARSIS. Ansonsten sind KOSMOKRATOR eine gute Referenz, die einen ähnlich verschlingenden Betonwall von trister Schwärze erzeugen können, wobei über dem ganzen Material von BLACK CURSE auch eine gewisse Atmosphäre des frühen finnischen Death Metal schwebt.
“Endless Wound” ist trotz gezielter Kakophonie kein War Metal
Es gelingt der Band erfreulicherweise immer, durch Abwechslung im Songwriting die Aufmerksamkeit beim Zuhören aufrechtzuerhalten. Denn BLACK CURSE beherrschen sowohl bestialische Raserei als auch atmosphärische Heaviness und investieren immer wieder in fies kriechende Lava-Parts. “Enraptured By Decay” oder der Opener “Charnel Rift” bieten großartige Doom-Momente, die in einem verlausten DIY-Keller vor fünfzig Leuten bestimmt fantastisch wären. Manchmal werden da sogar Erinnerungen an die großartigen Finnen KRYPTS wach.
Die noisigen Soli wie in “Crowned In (Floral) Vice” oder “Enraptured By Decay” sind eher Geschmackssache. Wenn BLACK CURSE sich mal an kürzere, prägnantere Strukturen wie in “Seared Eyes” wagen, fällt auf, dass ihnen das fast besser zu Gesicht steht als die ausufernden Songs; wobei der Closer “Finality I Behold” mit seiner minimal angedeuteten Epik das herausragendste Stück des Albums ist.
Das Gesamtbild überzeugt
Vieles machen BLACK CURSE auf ihrem Erstling richtig; auch das interessante Denis-Forkas-Artwork (u. a. BEHEMOTH, GRAVE MIASMA, CASTLE) fällt auf. Hier und da macht sich die relativ hohe Präsenz der Musiker in anderen Bands bemerkbar, denn einige Ideen und Riffs könnten ein wenig mehr Schmiss vertragen und haben nicht immer die große Klasse der jeweiligen Hauptbands. Besonders schlimm ist das allerdings nicht, denn erstens ist das Kritik auf sehr hohem Niveau und zweitens hört sich “Endless Wound” nach verdammt viel Band-Feeling an. Wer Gefallen an SPECTRAL VOICE, BLOOD INCANTATION (die sich übrigens noch einen weiteren Musiker mit SPECTRAL VOICE teilen) oder einer der anderen oben genannten Referenzen hat oder generell findet, dass dieser Frühling bisher viel zu grell ist, fühle sich hiermit berufen, “Endless Wound” ein Ohr zu leihen.
Black Curse - Endless Wound
Band | |
---|---|
Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Black Metal, Death Metal |
Anzahl Songs | 7 |
Spieldauer | 38:20 |
Release | 24.04.2020 |
Label | Sepulchral Voice Records |
Trackliste | 1. Charnel Rift 2. Crowned In (Floral) Vice 3. Enraptured By Decay 4. Seared Eyes 5. Lifeless Sanctum 6. Endless Wound 7. Finality I Behold |