Black Book Lodge - Entering Another Measure

Review

Was war ich enttäuscht, als ich mir das neue Album „Entering Another Measure“ der dänischen Stoner-Rocker von BLACK BOOK LODGE zum ersten Mal angehört habe. Nach ihrem glanzvollen Debütalbum „Tûndra“ kommt das neue Werk beim ersten Hören geradezu festgefahren und kraftlos rüber. Wo „Tûndra“ einen frischen, eigenständigen Sound und eine psychedelische Atmosphäre mit sich brachte, sucht man dies auf „Entering Another Measure“ vergebens. Anfangs. Denn im Laufe des Albums und nach mehreren Durchläufen erweist sich „Entering Another Measure“ als gutes und eigenständiges Stoner-Rock-Album. An „Tûndra“ kommt das Zweitwerk der Dänen zwar nicht heran, die Masse lassen BLACK BOOK LODGE dennoch spielend leicht hinter sich.

Wenn man den Opener „The Martyr“ in den direkten Vergleich mit „Battering Ram“ auf „Tûndra“ stellt, fällt auf, dass der Gesang weniger stark verzerrt als auf dem Debüt ist. Schade, auf „Tûndra“ kam das sehr smart rüber. Auch hat der Gesang von Ronny Jønsson an Charisma eingebüßt. Im Review zum Vorgänger hat man seine gesangliche Leistung mit der eines Ozzy Osbourne verglichen – davon ist nichts mehr zu hören, Ronny klingt anders. Nicht schlechter, einfach anders. Wie man das findet, liegt im Auge des Betrachters.

Songs wie „Entering Another Measure“ zeigen die Richtung, in die sich BLACK BOOK LODGE mittlerweile orientiert haben: Die psychedelische und hypnotisierende Art lässt die Band hier gänzlich vermissen, aber dafür kommt sie mit beschwingenden Riffs daher, die entfernt an GHOST erinnern.

Mit „27 Years“ folgt der beste Song des Albums. Hier klingen BLACK BOOK LODGE wie man sie kennen und lieben gelernt hat. Ein treibender Sound, psychedelische Nuancen, ein minimal verzerrter Gesang und ein unfassbar geiles Schlussriff – also alles, was der geneigte BLACK BOOK LODGE-Jünger sucht. Wäre der Rest des Albums genauso gut, hätte die Band mit Sicherheit wieder eine 9/10-Wertung abgestaubt.

So gibt es „nur“ sieben Punkte. BLACK BOOK LODGE haben mit „Tûndra“ ein Meisterwerk geschaffen, mit dem sie sich die Messlatte extrem hoch gesetzt haben. Fest davon auszugehen, dass die Band diese Klasse auf weiteren Veröffentlichungen zu 100 % halten kann, war vielleicht naiv von mir, so dass ich an meiner anfänglichen Enttäuschung selbst schuld sein mag. Dennoch kann man nicht leugnen, dass mit „Entering Another Measure“ mehr drin gewesen wäre. BLACK BOOK LODGE schaffen mit ihrem Zweitwerk trotzdem ein gutes Stoner-Rock-Album, das an den hohen, vom Vorgänger geschürten Erwartungen zu nagen hat. Das ändert allerdings nichts daran, dass wir es hier mit einer hochkarätigen Formation zu tun haben, von der wir in Zukunft mit Sicherheit noch einige Glanztaten aufgetischt bekommen werden. Fans der Band können sowieso zugreifen, alle anderen sollten sich BLACK BOOK LODGE auch zu Gemüte führen, vielleicht aber zuerst zu „Tûndra“ greifen.

01.06.2015
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