Black Anvil - Regenesis

Review

Die Mitglieder von BLACK ANVIL haben zwar Wurzeln in der New Yorker Hardcore-Szene (u. a. KILL YOUR IDOLS), seit 2007 hat sich die Truppe aber der schwarzen Tonkunst verschrieben. Bollo Black Metal gibt es auf dem fünften Album „Regenesis“ nun aber nicht zu hören, auch wenn sich so einige stilfremde Elemente in den Dunkelstahl von BLACK ANVIL geschlichen haben.

BLACK ANVIL deibeln sich vielseitig durch den Big Apple

Zwar steht am Anfang des Albums mit „In Two“ eine astreine atmosphärische Black-Metal-Hymne, in der Folge legen BLACK ANVIL aber hörbar Wert auf Vielseitigkeit und Abwechslungsreichtum. „The Bet“ etwa marschiert mit satt groovenden Riffs erhobenen Hauptes durch Doom-Gefilde, während „NYC Nightmares“ offen mit Industrial-Elementen liebäugelt. Dazu gibt es in Stücken wie „8-Bit Terror“, „Echoes & Tapestry“ und „Grant Us His Love“ wiederholt ruhigere Passagen mit melancholischen Klargesangseinlagen, bei denen sich BLACK ANVIL auch immer mal wieder in shoegaziger Post-Black-Metal-Nachbarschaft wiederfinden.

Ob „Silver Steele“ nun eine Verbeugung vor dem verstorbenen TYPE O NEGATIVE-Frontmann sein soll oder nicht ist jetzt mal dahingestellt; die düstere Grundstimmung des Songs weist aber durchaus Parallelen zur Brooklyn-Legende auf, auch weil hier der Klargesang dominiert. So tief, verzweifelt und sehnsüchtig wie Peter Steele klingt dieser allerdings nicht. Ebenfalls auffällig ist, dass fast jedes Stück mit einem schweißtreibenden, breitbeinig runtergezockten Solo aufwartet und BLACK ANVIL ihrem Finstersound stets eine Prise dreckigen Rock ’n’ Roll verpassen.

Kaum eine Stadt ist so vielschichtig wie New York; auf der einen Seite gibt es Manhatten mit seinen Wolkenkratzern, Finanzzentren und dem Glamour des Broadways, auf der anderen Seite aber auch jede Menge Viertel, in denen das Pflaster hart und das Leben gefährlich ist. Während etwa IMPERIAL TRIUMPHANT die Dekadenz des Big Apple mit all ihren Tücken auf ihre ganz eigene kakophone Art verarbeiten, widmen sich BLACK ANVIL den schmutzigen, dunklen Ecken der Stadt, vergessen dabei aber nicht die Diversität, die die Metropole auszeichnen.

Etwas zu sauber für richtigen Straßenschmutz

Durch die Einbindung vieler verschiedener Elemente gelingt BLACK ANVIL diese Repräsentation eigentlich ganz gut, wobei das Fundament natürlich stets angethrashter Black Metal im Fahrwasser von WATAIN und anderen Schwarzkünstlern bleibt. Leider stehen sich die New Yorker aber auch immer wieder selbst ein wenig im Weg. Zum einen hat „Regenesis“ ein paar Längen, was unter anderem daran liegt, dass sich fast alle Songs in einem ähnlichen getragenen Midtempo bewegen und das Material oft unnötig mäandert. Nur selten treten BLACK ANVIL das Gaspedal wie bei „Castrum Dolores“ mal richtig durch; klar, in New York steht man ja bekanntlich auch oft im Stau. Dennoch wäre etwas mehr Varianz dahingehend schön gewesen, denn nicht immer bleibt soviel hängen, wie es könnte.

Der zweite größere Kritikpunkt ist die Produktion. Selbst wenn man nicht der Ansicht ist, dass Black Metal so klingen muss als hätte man ihn mit einem leiernden Diktiergerät im Inneren einer Kloschüssel aufgenommen, so kommt „Regenesis“ doch insgesamt etwas zu geordnet und sauber daher. Das lässt den guten atmosphärischen Ansatz stellenweise ein wenig ins Leere laufen, denn um die Gefährlichkeit und den Schmutz der New Yorker Straßen angemessen zu repräsentieren, hätte auch der Sound etwas räudiger ausfallen müssen.

Nichtsdestotrotz bietet „Regenesis“ einige starke Momente und ist im Kern ein gutes, in sich schlüssiges Album. Grade die Hassliebe, die New Yorker offensichtlich gegenüber ihrer Heimatstadt empfinden, illustrieren BLACK ANVIL treffend. Leider stolpern sie dabei auf voller Länge gelegentlich über die eigenen Ambitionen.

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17.11.2022

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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5 Kommentare zu Black Anvil - Regenesis

  1. nili68 sagt:

    Das Lied hier finde ich RICHTIG geil! Unbedingt näher anchecken@myself.

  2. Watutinki sagt:

    Mein Fall ist es nicht. Sehr groovig und irgendwie ziemlich bekömlich, zugänglich gestrickt und produziert, für ein BM Album zu wenig.

  3. nili68 sagt:

    Black Metal ist für mich mittlerweile einfach eine Weitere Form des Rock’n’Roll. Ich hab‘ da keine exakte Richtlinie mehr, um das als true oder false, oder gut oder schlecht anzusehen. Sowas interessiert mich wirklich gar nicht mehr, but that’s just me. 😉

  4. nili68 sagt:

    Für den doktor: weitere wird hier natürlich klein geschrieben. 😉

  5. doktor von pain sagt:

    Ist im Klassenbuch notiert.