Man muss es ehrlich zugeben, ein bisschen eigenartig wirkt es schon, dass Tomi Koivusaari zwei Jahre nach der recht erfolgreichen „Silver Lake“-Platte seines AMORPHIS-Kollegen Esa Holopainen auch mit einer Solo-Scheibe um die Ecke kommt. Aber nun ja, schieben wir es auf die massig vorhandene Zeit während der Pandemie. BJØRKØ heißt das Projekt des finnischen Death-Metal-Urgesteins und das Rezept auf dem Debüt-Album „Heartrot“ klingt auf dem Papier erst einmal recht ähnlich wie das von Holopainen: Diverse Songs mit allerlei Gastsängern. Ob „Heartrot“ mit „Silver Lake“ mithalten kann? Finden wir es heraus!
BJØRKØ – Zurück zu den eigenen Wurzeln?
Hört man den Opener „The Heartroot Rots“ mit einem wütenden Jeff Walker (CARCASS) am Mikro und liest dann noch, dass Koivusaari in Sachen Lyrics mit seinem alten ABHORRENCE-Kollegen Jussi „Juice“ Ahlroth zusammengearbeitet hat, folgt man sehr leicht einer falschen Fährte. Denn eines ist „Heartrot“ keinesfalls: Eine Old-School-Death-Metal-Dampframme. Das wird auch direkt im nachfolgenden „Vaka Loka“ deutlich. Die auf Isländisch von niemand geringerem als Addi Tryggvason (SÓLSTAFIR) intonierte Nummer ist selbigem auf den Leib geschneidert. Womit wir beim zentralen Problem des Albums wären.
Tomi Koivusaari muss als Songwriter eigentlich niemandem mehr etwas beweisen, allein sein Einfluss auf unsterbliche Klassiker wie „Tales From The Thousand Lakes“ spricht Bände. Aus dieser Sichtweise scheint die Idee, alle Songs genau auf seine Gäste einzustellen erst einmal folgerichtig. Das Ergebnis ist aber allzu oft, dass diese stark nach deren Haupt-Bands klingen, aber in aller Regel deren Klasse nicht erreichen.
„Whitebone“ klingt sogar fast wie eine typische Marco-Hietala-Komposition, könnte locker auch von TAROT stammen und selbst „World As Fire And Hallucination“ wurde, nicht nur im Rahmen der Vocals, ein ordentlicher Schuss DIMMU BORGIR beigemischt – wenn auch ohne überbordenden Orchester-Bombast. Nicht überraschend hat „Heartrot“ besonders dann seine stärksten Momente, wenn Koivusaari einfach er selbst ist. Die Old-School-AMORPHIS-Nummer „Hooks In The Sky“ mit ihm und Tomi Joutsen am Gesang und der Singer-Songwriter-Ohrwurm „Magenta“ gehören zu den mit Abstand stärksten Songs der Platte.
Eher Compilation als Album – „Heartrot“
Ein abschließendes Urteil zu fällen ist nicht einfach, denn „Heartrot“ ist im klassischen Sinne gar kein Album. Es wirkt eher wie eine Compilation aus Ideen, die über die Jahre entstanden sind, vermutlich nicht selten in Backstage-Bereichen oder Nightlinern auf gemeinsamen Tourneen. Das mag also durchaus so gedacht sein, wer aber einen stimmigen Fluss, eben wie auf einem Album erwartet, wird enttäuscht. Mit BJØRKØ lässt Koivusaari seine Ideen ungefiltert auf den Hörer los, was diesen nicht selten verwirrt zurück lässt.
Zwar lässt der unverkennbare Sound der Sonic Pump Studios zumindest einen lockeren roten Faden erkennen, was aber wiederum den unangenehmen Nebeneffekt hat, dass viele Songs nach Finnen-Coverversionen der Bands der jeweiligen Sänger klingen. „Heartrot“ unterschreitet niemals ein gewisses Qualitätslevel, so ehrlich muss man sein. Wirklich aufhorchen lässt aber auch kaum ein Song, weshalb BJØRKØ die meiste Zeit in erster Linie eins ist: Ziemlicher Durchschnitt.
Gesang furchtbar, Melodien furchtbar, keine Linie, die Songs wirken beliebig und lustlos zusammengestückelt. Eine worst-of complilation die man als Geschenk an Menschen geben kann, die man nicht besonders mag.
ich habe genau dass bekommen, was ich erwartet habe! Zehn Songs, wo man den Hauptverantwortlichen, ebenso den Gast klar zuordnen kann. Somit, alles richtig gemacht.
Achja, ich habe die Scheibe geschenkt bekommen, ich denke mal, Svart mögen mich 😉