Bison - Lovelessness
Review
Wen oder was auch immer BISON B.C. vor dem geistigen Auge hatten, als sie sich entschieden, ihr aktuelles Album auf den Namen „Lovelessness“ zu taufen – inspiriert vom selbigen konnten sie kaum sein. Denn ihr dritter Longplayer, gleichzeit auch Nummer drei für Metal Blade, ist alles, nur nicht lieblos zusammengeschrieben…
…auch wenn die ersten Takte des Openers „An Old Friend“ vermuten lassen, BISON B.C. hätten es sich einfach gemacht und etwas zu genau bei den Kollegen von den DOOMRIDERS zugehört. Der Rest der ersten knapp sechseinhalb Minuten lässt diese Vermutung aber schnell als eine bloße solche erscheinen, doch selbst wenn sie es hätten: sie wissen es sehr gut zu verstecken. „Lovelessness“ nimmt nicht so schnell durch Melodien gefangen wie noch vor zwei Jahren der gestresste Elefant aus den „Dark Ages“, dafür zielen die Kanadier deutlicher auf die vielbeschworene Reife und Nachhaltigkeit. Dem sludgigen Stoner Metal treugeblieben liegt der Fokus mehr auf mittelschneller Atmosphäre und wogendem Groove denn häufigen Wechseln von Mid- und Uptempo. Und wenn‘s dann doch mal schneller gehen muss, kommt so etwas Grandioses wie das mit klassischen Heavy Riffs durchtränkte Thrash-Outro nebst superbem Lead in „Finally Asleep“ raus. BISON B.C. bleiben knackig, doch machen sie auch wahr, was sich seit dem Debut angekündigt hat: die Reduktion von acht („Quiet Earth“) über sieben („Dark Ages“) auf mittlerweile sechs Songs bei gleichbleibender Spielzeit erfordert Variation, um bei Laune zu halten, auch, weil den Instrumentalpassagen noch immer viel Platz eingeräumt wird.
Einigen, deren Ohr nicht gerne gefordert wird, dürfte so bei den Neun- und Elfminütern „Anxiety Puke / Lovelessness“ und „Blood Music“, letzerem geht der Galopp vollkommen ab, die Puste ausgehen. Wer aber mit den beiden ersten Alben was anfangen konnte und sich bei all dem, was soundtechnisch aus Savannah, Georgia kommen könnte, wohl fühlt (auch in Überlänge), der kann bei „Lovelessness“ bedenkenlos zugreifen.